Dtsch Med Wochenschr 1974; 99(16): 795-802
DOI: 10.1055/s-0028-1107843
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Syndrom des kranken Sinusknotens (»Sick-Sinus«-Syndrom)*

The sick sinus syndromeW. Bleifeld, M. Rupp, D. Fleischmann, S. Effert
  • Abteilung Innere Medizin I (Vorstand: Prof. Dr. S. Effert) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
* Mit Unterstützung des Landesamtes für Forschung, Land Nordrhein-Westfalen
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Das Syndrom des kranken Sinusknotens ist ein übergeordneter Begriff für verschiedene Störungen der Sinusknotenfunktion mit einheitlicher Pathogenese. Die grundlegende Störung ist ein pathologisch-anatomischer Defekt im Sinusknoten und (oder) Vorhof. Das Syndrom ist eine chronische Erkrankung mit Progredienz. Die häufigste Form ist mit 93% die permanente Sinusbradykardie, danach folgt das Bradykardie-Tachykardie-Syndrom (71%). 85% der Patienten sind über 50 Jahre, 68% über 60 Jahre alt. Das klinische Bild ist in fallender Häufigkeit durch Schwindel, Synkopen, Herzinsuffizienz und Großkreislaufembolien charakterisiert. Die Diagnose wird durch konventionelle und Langzeitelektrokardiographie mittels Magnetbandspeicher sowie Bestimmung der Sinusknotenerholungszeit nach hochfrequenter Vorhofstimulation als wichtigstem Provokätionstest gestellt. Die Therapie richtet sich nach den Beschwerden. Eine Indikation ist gegeben bei Adams-Stokes-Anfallen, medikamentös-refraktärer Herzinsuffizienz und peripheren Embolien. Nach einem allerdings häufig erfolglosen Versuch mit Atropin steht als wirksame elektrische Maßnahme die Implantation eines Schrittmachers zur Verfügung. Die Induktion von permanentem Vorhofflimmern erscheint hoffnungsvoll, bedarf jedoch weiterer Prüfung.

Summary

The basic abnormality in the sick sinus syndrome is a morbidanatomical defect in the sinus node and/or atrium. It is a chronic progressive disease. The most frequent form (93%) is permanent sinus bradycardia, followed by bradycardia-tachycardia (71%). 85% of patients are over the age of 50 years, 68% over 60. The clinical picture (in descending order of frequency) includes giddiness, syncope, heart failure and systemic emboli. Diagnosis is made by conventional or long-term ECG monitoring, and by determining sinus node recovery time after high-frequency atrial stimulation as the most important provocation test. Treatment depends on symptoms but is indicated in case of Adams-Stokes attacks, heart failure refractory to drugs and peripheral emboli. After atropine has been tried (often in vain) implantation of a pacemaker should be considered. Induction of permanent atrial fibrillation may be useful, but requires further evaluation.