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DOI: 10.1055/s-0028-1105998
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Thromboseprophylaxe bei Niereninsuffizienz – Dalteparin zeigt kein erhöhtes Blutungsrisiko
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
28. November 2008 (online)
Quelle: Douketis J, Cook D, Meade M et al. Prophylaxis against deep vein thrombosis in critically ill patients with severe renal insufficiency with the low–molecular–weight heparin dalteparin: an assessment of safety and pharmacodynamics: the DIRECT study. Arch Intern Med 2008; 168: 1805–1812
Thema: Heparin hemmt die plasmatische Gerinnung und dient somit dem Schutz vor thromboembolischen Ereignissen. Bei Patienten mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz wird der Gebrauch niedermolekularer Heparine jedoch meist vermieden: Durch die eingeschränkte Ausscheidung über die Niere können die Substanzen im Körper akkumulieren, woraufhin sich das Blutungsrisiko stark erhöht. Das niedermolekulare Heparin Dalteparin bildet eine Ausnahme, da es sich bei einer Niereninsuffizienz nicht wesentlich im Körper ansammelt. Daher könnte Dalteparin als Thromboseprophylaxe bei niereninsuffizienten Patienten geeignet sein.
Projekt: Dies untersuchten die Forscher um James Douketis von der McMaster Universität in Hamilton, Kanada, und schlossen 138 Patienten, bei denen eine Thromboseprophylaxe indiziert war, in ihre Studie ein. Die niereninsuffizienten Patienten im fortgeschrittenen Stadium hatten eine Kreatininclearance von weniger als 30 ml/min. Die Behandlung erfolgte einmal täglich mit 5000 IE Dalteparin subkutan für 4–12 Tage (durchschnittlich 7 Tage). Die Wissenschaftler maßen 2–mal pro Woche die Aktivität des Gerinnungsfaktors Anti–Xa, um die Akkumulation von Dalteparin im Körper zu überprüfen. Hierbei wurden Werte von über 0,4 IE/ml als kritisch eingestuft.
Ergebnis: Bei keinem der Patienten akkumulierte Dalteparin im Körper: Die Aktivität von Anti–Xa erreichte bei keiner Messung den kritischen Schwellenwert von 0,4 IE/ml. Die Aktivität zeigte Höchstwerte von 0,29–0,34 IE/ml und lag durchschnittlich bei 0,18 IE/ml – eine Größenordnung, die die Autoren als unbedenklich einstuften. Im Verlauf der Studie hatten 7 der 138 Patienten eine Thrombose der tiefen Beinvene. Von diesen Ereignissen standen aber 6 in einem direkten Zusammenhang mit einem Venenkatheter in der Vena femoralis. Bei 10 Patienten traten Blutungen auf, die nach Ansicht der Autoren allerdings mit der schweren Grunderkrankung assoziiert sind und nicht durch die Therapie mit Dalteparin herbeigeführt wurden.
Fazit: Bei schwer erkrankten Patienten mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz kann Dalteparin als Thromboseprophylaxe eingesetzt werden. Die Wissenschaftler konnten in der Studie keine mit Dalteparin assoziierten negativen hämotologischen Befunde feststellen. Daher ist Dalteparin eine sichere Alternative zu den herkömmlichen niedermolekularen Heparinen und kann selbst in der Intensivmedizin eingesetzt werden.
Key words: Dalteparin – Niereninsuffizienz – niedermolekulare Heparine – Thromboseprophylaxe – Blutungsrisiko
Abb. 1 Bild: Herausg. Riede, Werner, Schaefer, Thieme Verlag, ISBN 3–13–683305–8