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DOI: 10.1055/s-0028-1105843
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Lungenerkrankungen - Trockene Atemwege spielen zentrale Rolle
Publication History
Publication Date:
08 December 2008 (online)
Einem deutsch-amerikanischen Forscherteam ist der Nachweis gelungen, dass trockene Atemwege bei der Entstehung von Lungenerkrankungen von zentraler Bedeutung sind. Die Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Heidelberg und von der University of North Carolina in Chapel Hill konnten im Tiermodell zeigen, dass eine mangelhafte Befeuchtung der Atemwegsoberflächen zu Lungenveränderungen führt, die für diese Lungenerkrankungen typisch sind.
Bei der Mukosviszidose führt ein mutiertes Gen dazu, dass der Salz- und Wassertransport der Schleimhäute in Lunge, Darm und anderen Organen verändert ist. Marcus Mall vom Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin ist es gelungen, im Mausmodell den direkten Zusammenhang zwischen dem mutierten Gen und der Entstehung der Lungenerkrankung nachzuweisen. Demnach arbeiten bestimmte Natriumkanäle, die in der Oberfläche von Atemwegszellen für die Resorption von Salz und Wasser verantwortlich sind, falsch. Die Zellen absorbieren zuviel Flüssigkeit und lassen daher die Atemwegsoberflächen austrocknen. Dabei entsteht ein trockener, zäher Schleim, der nicht abtransportiert werden kann.
Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass diese Veränderungen nicht nur für die Mukoviszidose typisch sind, sondern auch für andere Lungenerkrankungen wie Asthma, chronische Bronchitis und Emphysem. Zu trockene Atemwege führen bei jungen Mäusen zu einer allergischen Atemwegsentzündung. Bei erwachsenen Mäusen entsteht allmählich eine chronische Bronchitis, die mit einem Emphysem einhergeht.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine verbesserte Befeuchtung der Atemwege, etwa durch Hemmung der Natriumkanäle in den Atemwegszellen, eine erfolgreiche Strategie zur Behandlung von Lungenerkrankungen unterschiedlicher Ursachen darstellen könnte. Ob diese neue therapeutische Strategie erfolgreich ist, will die Heidelberger Arbeitsgruppe nun zunächst im Tiermodell überprüfen.