Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(11): 381-384
DOI: 10.1055/s-0028-1104896
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zusammenhang digoxinbedingter kardialer Arrhythmien mit dem Serumdigoxinspiegel

Relationship between digoxin-induced cardiac arrhythmias and serum-digoxin levelsG. Hennersdorf, P. Mariß, S. Biermann, H. Haindl, P. Lichtlen
  • Department Radiologie - Abteilung für Nuklearmedizin und spezielle Biophysik (Leiter: Prof. Dr. H. Hundeshagen) - und Department Innere Medizin - Abteilung für Kardiologie (Leiter: Prof. Dr. P. Lichtlen) - der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei 245 Patienten einer kardiologischen Intensivstation, die aus therapeutischen Gründen Digoxin oder dessen Derivate erhielten, wurden digoxinbedingte Herzrhythmusstörungen mit den aktuellen Serumdigoxinspiegeln korreliert. Die Diagnose »Digoxin-Intoxikation« wurde gestellt, wenn die Rhythmusstörungen nach Absetzen der Medikation verschwanden. Digoxin wurde radioimmunologisch (Immutope®) 12 Stunden nach Einnahme oder intravenöser Applikation bestimmt. Patienten, die 14 Tage vorher Digitoxin oder Spironolacton erhalten hatten, wurden nicht berücksichtigt. Es konnte gezeigt werden, daß die ermittelten Digoxin-Normbereiche (1,52 ± 0,2 ng/ml) sowie die toxischen Bereiche (2,78 ± 0,38 ng/ml) mit anderen Ergebnissen gut übereinstimmen. AV-Blockierungen Io, supraventrikuläre Extrasystolen und nicht fix gekoppelte ventrikuläre Extrasystolen waren bei Serumdigoxinkonzentrationen von 1.5–2.5 ng/ml gehäuft zu beobachten. Höhergradige AV-Blockierungen, Bigeminie, supraventrikuläre Tachykardien sowie die Vorhoftachykardie mit Block waren bei höheren Serumkonzentrationen gehäuft anzutreffen. Die atrialen Rhythmusstörungen zeigten sich besonders oft bei Konzentrationen über 3,0 ng/ml. Das scheint auf eine unterschiedliche pharmakologische Empfindlichkeit von Vorhöfen und Kammern hinzuweisen. Atriale Rhythmusstörungen zeigen somit im allgemeinen einen hohen Intoxikationsgrad bei hohen Serumspiegeln an, während ventrikuläre ektope Reizbildungsstörungen sowohl erhöhte Serumspiegel als auch eine erhöhte Digoxinempfindlichkeit des Erfolgsorgans widerspiegeln können, beispielsweise bei der koronaren Herzkrankheit.

Summary

The serum-digoxin level was measured by radio-immunoassay (Immutope®) on 245 patients in a coronary care unit. Cardiac arrhythmias were assumed to be digoxin-induced if they disappeared after the drug had been stopped. Patients who had received digitoxin or spironolactone were excluded. The results indicated a normal digoxin range of 1.52 ± 0.2 ng/ml and a toxic one of 2.78 ± 0.38 ng/ml. First degree A-V block, atrial ectopic beats and ventricular ectopics with variable coupling intervals were frequently associated with serum-digoxin levels of 1.5—2.5 ng/ml, while higher grade A-V block, atrial tachycardia, bigeminy and atrial tachycardia with block were more frequent with higher serum-digoxin levels (> 3.0 ng/ml). Atrial arrhythmias were especially frequent with serum levels above 3.0 ng/ml. This suggests different sensitivities of atrial and ventricular myocardium. Atrial arrhythmias thus in general indicate a higher degree of toxicity at high serum levels, while ventricular ectopic beats occur both with high serum levels and also with increased digoxin sensitivity of the ventricles.