Gesundheitswesen 2008; 70(12): 736-741
DOI: 10.1055/s-0028-1103259
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berücksichtigung des Empowerments in der Programmplanung von Gesundheitsförderung

Empowerment and Health Promotion ProgrammingG. Laverack 1
  • 1University of Auckland, Neuseeland
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Publication Date:
11 December 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei gesundheitsförderlichen Programmen kommt es oft zu Spannungen zwischen dem so genannten „Bottom-up”- und dem „Top-down”-Ansatz. Der „Bottom-up”-Ansatz ist mit Übertragung von Verantwortung auf die Gemeinde und damit dem Empowerment der Gemeinde verbunden. Es werden zunächst die Themen aufgegriffen, die für bestimmte Gruppen oder Personen in der Gemeinde wichtig sind. Die Ausweitung von Kontrolle auf Gemeindemitglieder wird als wichtiger Bestandteil des gesundheitlichen Nutzens betrachtet. Der „Top-down”-Ansatz zielt hingegen auf die Prävention von Krankheiten ab und beginnt damit, dass die Zielgruppe des Programms an Themen herangeführt wird, die zuvor „von oben”, z. B. durch Gesundheitsbehörden, festgelegt wurden. Verbesserungen des gesundheitsbewussten Verhalten oder von biomedizinischen Parametern gelten hier als wichtigste Ergebnisse. Ein Empowerment der Gemeinde wird nur als Mittel zum Zweck der gesundheitsbezogenen Verhaltensänderung betrachtet. Der Konflikt zwischen diesen beiden Ansätzen ist jedoch nicht unlösbar. Dieser Artikel stellt ein Rahmenprogramm vor, das sog. „parallel-tracking” (Verfolgen paralleler Pfade), das Gesundheitsförderern helfen soll, die Ziele des gemeindebezogenen Empowerments systematisch in „Top-down”– Gesundheitsprogramme zu integrieren.

Abstract

Health promotion often presents a tension between “bottom up” and “top down” programming. “Bottom-up” is associated with community empowerment and begins on issues of concern to particular groups or individuals and regards an increase in overall control as an important element of the health outcome. “Top-down” is associated with disease prevention efforts and begins by seeking to involve beneficiaries on issues defined by health agencies. It regards improvements in health behaviours or bio-med-ical indicators as the important outcome and community empowerment is viewed simply as a means to the end of health behaviour change. The tension between these two approaches is not unresolvable, and this article presents a framework, the “parallel-track”, intended to assist health promotion practitioners to systematically accommodate community empowerment goals within “top-down” health programming.

Literatur

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Übersetzung aus dem Englischen und Bearbeitung: PD Dr. Julika Loss, Franziska Gerner, Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth, 95440 Bayreuth.

2 Zur Vereinfachung des Leseflusses wird, wenn eine Gruppe weibliche und männliche Personen beinhaltet, die männliche Form gewählt. Hierbei sind immer weibliche und mänliche Personen gleichermaßen gemeint.

3 Im englischen Original wird für die angestrebten Nutznießer des Programms durchgängig der Begriff der „community” gewählt, der schwer ins Deutsche übersetzbar ist. Zum einen kann damit eine lokal begrenzte Gemeinde gemeint sein, z. B. ein Dorf oder eine Kommune. Zum anderen kann sich „community” auch auf eine Gruppe von Personen beziehen, die bestimmte Lebensgewohnheiten, Sprachen o.ä. teilen, z. B. eine Gruppe von Griechisch sprechenden Personen innerhalb einer Stadt. Der hier verwendete Begriff „Gemeinde” ist in diesem doppelten Sinne zu verstehen. Um die Mehrdeutigkeit des „community”-Begriffs zu erfassen, wird zudem in der deutschen Übersetzung wiederholt von „Gemeinde oder Gruppe” bzw. „Gemeinde oder Zielgruppe” gesprochen.

Korrespondenzadresse

Dr. G. Laverack

Director of Health Promotion

School of Population Health

The University of Auckland

Auckland, Neuseeland

Email: g.laverack@auckland.ac.nz