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DOI: 10.1055/s-0028-1102953
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Zur Kooperation mit betrieblichen Akteuren in der Rehabilitation
On Cooperation with Industrial Actors in RehabilitationPublication History
Publication Date:
15 December 2008 (online)
Eine enge Kooperation mit betrieblichen Akteuren ist aus verschiedenen Gründen für die Durchführung und den Erfolg der medizinischen Rehabilitation von Bedeutung. So beeinflussen die betrieblichen Bedingungen und die Einstellungen ihrer Akteure nicht nur den Zugang zur Rehabilitation, sondern auch eine erfolgreiche berufliche (Wie-der-)Eingliederung, vor allem nach einer längeren Arbeitsunfähigkeit. Zugleich zeigen neuere Untersuchungen, dass eine stärkere Ausrichtung von Reha-Konzepten an den individuellen Arbeitsplatzbedingungen in der medizinischen Rehabilitation wichtig ist [1]. Frühere Untersuchungen haben ebenfalls darauf hingewiesen, dass sich Arbeitsplatzsicherheit und andere betriebliche Bedingungen auf die Einstellungen der Versicherten gegenüber der Rehabilitation auswirken und auch eine rechtzeitige Inanspruchnahme von Reha-Leistungen mitbestimmen. Die Bedeutung der Betriebe wird nicht zuletzt durch die gesetzlichen Regelungen zum betrieblichen Eingliederungsmanagement deutlich. Schon diese wenigen Hinweise zeigen, dass eine enge Kooperation und Abstimmung zwischen allen Akteuren, von den Versicherten und den Reha-Trägern über die Einrichtungen bis hin zu den Betrieben nicht vernachlässigt werden darf.
Eine Kooperation relevanter Akteure ist im Allgemeinen in größeren Betrieben aus verschiedenen Gründen (flexiblere Arbeitsplatzgestaltung, Vorhandensein betrieblicher Gesundheits- oder Präventionsprogramme, betriebsnähere Betreuung durch Betriebsärzte u. a.) leichter und daher häufiger anzutreffen als in Klein- und Mittelbetrieben. In diesen sind die Auswirkungen einer krankheits- bzw. rehabilitationsbedingten Abwesenheit meist unmittelbarer zu spüren – mit direkten Auswirkungen auf die Produktivität eines Betriebes. Generell besteht der Eindruck, dass die betrieblichen Akteure dem Faktor „Gesundheit” zunehmend größere Bedeutung beimessen. Dies geschieht sicher auch vor dem Hintergrund einer älter werdenden Arbeitnehmerschaft. Dennoch besteht Unsicherheit, wie sich gerade in Klein- und Mittelbetrieben die Kooperation konkreter ausgestalten lässt. Aus diesem Grunde freuen wir uns, im vorliegenden Heft eine Studie zu dieser Thematik vorstellen zu können.
Eine im Institut für Rehabilitationsforschung Norderney, Abteilung Sozialmedizin der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, durchgeführte Studie von Hesse, Heuer und Gebauer hat die Relevanz der medizinischen Rehabilitation aus der Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen untersucht und sich speziell mit den Kooperationsmöglichkeiten beschäftigt. In die Untersuchung wurden neben Arbeitgebern aus Betrieben mit weniger als 250 Beschäftigten (nahezu 700) Betriebsräte, Betriebsärzte, Arbeitnehmer (über 3 000) und auch Reha-Kliniken einbezogen. Es wurden somit sehr unterschiedliche Perspektiven und Aussagen aufeinander bezogen und ausgewertet. Unter anderem zeigte sich, dass nach wie vor deutliche Informationsdefizite in den Betrieben vorhanden sind und von daher großes Interesse an geeigneten Informationen (auch über den Nutzen der Rehabilitation) besteht. Von den Arbeitgebern werden Reha-Modelle präferiert, die wenig Einfluss auf den betrieblichen Ablauf haben und rechtzeitig eingeplant werden können. Die Reha-Kliniken benötigen frühzeitig Informationen über die Arbeitsplätze der Rehabilitanden, um spezifische Arbeitsplatzprobleme berücksichtigen zu können. Aus Ergebnissen der Studie werden eine Reihe von wichtigen Schlussfolgerungen zur Optimierung von Kooperationsbeziehungen gezogen: Schaffung von persönlichen Ansprechpartnern für die Arbeitgeber, Erstellen spezieller Informationsunterlagen für Versicherte und Personalabteilungen, Durchführung von Schulungen für Betriebsärzte, Hausärzte und Reha-Kliniken. Geplant sind zudem Maßnahmen zur Optimierung des gesamten Ablaufs, von der Einleitung der Rehabilitation über die Reha-Klinik wieder zurück in den Betrieb.
Durch die Anregungen könnten sich auch für Reha-Einrichtungen zusätzliche Aufgaben- und Tätigkeitsfelder im Sinne von regionalen Kompetenzzentren für die Wiedereingliederung ergeben.
Ihre Herausgeber