Thorac Cardiovasc Surg 1961; 9(3): 344-352
DOI: 10.1055/s-0028-1101224
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Biologische Probleme des allo- und homoioplastischen Arterientransplantats

H. Cain, G. Carstensen
  • Pathologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. H. -W. Altmann) und der Chirurgischen Klinik der Universität Würzburg (Direktor: Prof. Dr. W. Wachsmuth)
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Publication Date:
12 December 2008 (online)

Zusammenfassung

Biologisch gesehen hängen Eingliederung und weiteres Schicksal des Arterientransplantats (hier am Beispiel der Aorta abdominalis und der Arteria renalis besprochen) von 3 Kardinalfaktoren ab. Das sind in der Frühphase entzündliche Reaktionen, während der Wundheilung im eigentlichen engeren Sinne mesenchymale Proliferaticnen und Differenzierungen und im Spätstadium eventuelle regressive Prozesse.

In den beiden ersten Stadien finden wir ein differentes Verhalten alloplastischer und homologer Pflanzstücke. Die Intensität mesenchymaler Reparationsvorgänge hängt z. T. vom Grad initialer Entzündungserscheinungen ab. Diese sind auf den Gehalt an Eiweißkörpern im Transplantat und auf die Abbaugeschwindigkeit polypeptidartiger Zwischenprodukte zu niederen Molekülen zurückzuführen.

Am Anfang der Wundheilung steht eine mächtig forcierte Synthese sog. amorpher Grundsubstanzen, der zeitlich ein ebenso steiler Anstieg von Hydroxyprolin als Ausdruck der Kollagensynthese folgt. Die Grundsubstanzen sind nicht allein Matrize, sondern gleichsam Schrittmacher der Faserbildung. Die vielseitigen Differenzierungsmöglichkeiten junger Mesenchymzellen können u. U. zu erstaunlich hoher Architektur der neuen Wand führen, deren feste Bestandteile sich zu wohlgeordneten kollagenen, z. T. elastischen und in reichlicher Menge zu Gitterfaser-Systemen zusammenfügen. Andererseits können aus überschießender Bindegewebsbildung keloid-artige funktionsuntüchtige Vernarbungen resultieren.

Im Spätstadium auftretende regressive Veränderungen lassen eine Abhängigkeit von der Vascularisierung der neuen Wand, von der Zusammensetzung des Mucopolysaccharid-Spektrums und vielleicht auch von der Anhäufung bestimmter Zelltypen erkennen. Sklerotische Herde gehen biochemisch mit einer Verschiebung der Hyaluronsäure-Chondroitinsulfat-Relation zuungunsten der Hyaluronsäure einher. Eine deren wichtiger Aufgaben ist offensichtlich eine Art Gleitmittelfunktion für die Fasern.

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