Planta Med 1963; 11(1): 72-91
DOI: 10.1055/s-0028-1100218
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

VERSUCHE ÜBER DIE WIRKSAMKEIT VON ARISTOLOCHIASÄURE1

J. R. Mose
  • Aus dem Hygiene–Institut der Universität Graz (Vorstand: Prof. Dr. J. R. Möse)
1 Mit dem Dr.–Willmar–Schwabe–Preis ausgezeichnete Arbeit.
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Publication Date:
15 January 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Mittels Aristolochiasäure in den angegebenen Konzentrationen läßt sich in vitro, bei Leukozyten von vorbehandelten Meerschweinchen, eine Steigerung der Phagozytoseaktivität erzielen.

  2. Bei Pneumokokkeninfektionen und Infektionen mit Bact. typhi murium an Mäusen ergibt eine Behandlung mit Aristolochiasäure günstige Resultate. Diese äußern sich bei Pneumokokkeninfektion z. T. in signifikant erhöhter Überlebenszeit, z. T. in Ausheilungen. Bei Infektionen bei Bact. typhi murium ist der Behandlungseffekt nicht so günstig. Es gab dabei nur knapp signifikante Überlebenszeiten, keine Ausheilungen.

  3. Bei Infekten, die nicht oder nur geringgradig auf eine leukozytäre Abwehr reagieren (Virusinfekte, Toxoplasmeninfektion), ist keine signifikante Wirkung bei Behandlung mit Aristolochiasäure feststellbar.

  4. Gegen Tetanustoxin erwies sich die Aristolochiasäure als völlig wirkungslos.

  5. Bei den beschriebenen Rattenversuchen (Setzen einer Wunde, Infektion mit Staphylococcus aureus), läßt sich die Steigerung der Phagozytoseaktivität der Leukozyten und die wesentlich raschere Abheilung des Infektes besonders gut beobachten. Die Wirkung ist durch i. p., perorale und lokale Anwendung der Aristolochiasäure auslösbar. Graduell ist dabei die lokale Anwendung weniger wirksam. Zwischen i. p. und peroraler Anwendung ist wirkungsmäßig kaum ein Unterschied. Diese Methode wird ihrer klaren Ergebnisse wegen bei den weiteren Untersuchungen bevorzugt angewendet werden. Die nötige Dosis liegt beträchtlich unter der toxischen Dosis.

  6. Bei Kaninchen zeigt sich nach i. v. Injektion von Aristolochiasäure nach der angegebenen Methode eine deutliche Steigerung der bakteriziden Wirkung des Serums. Es handelt sich mit großer Sicherheit um eine Steigerung der „Beta–Lysine”.

Die Versuche weisen übereinstimmend darauf hin, daß die in den früheren Arbeiten festgestellte phagozytoseaktivierende Wirkung von Aristolochiaextrakten auf die in diesen enthaltene Aristolochiasäure zurückzuführen ist.

Abschließend werden die Ergebnisse und Möglichkeiten einer praktischen Anwendung kurz diskutiert. Die Arbeiten werden weitergeführt.

Summary

  1. Aristolochic acid increases the phagocytose–activity of leukocytes in cavia.

  2. In mice infections with pneumococci are influenced very satisfactorily by aristolochic acid; infections with Bad. typhi murium are scarcely influenced by aristolochic acid.

  3. Infections and intoxifications which are not affected by leukocytes (virus infections, tetanustoxine etc.) are not influenced by aristolochic acid.

  4. The best method for the estimation of phagocytose–increasing activity of leukocytes by aristolochic acid and in consequence of the quicker suppression of infections seems to be as follows: rats wounded and the wounds infected with Staphylococcus aureus. Thereafter the animals are treated i. p. or orally with aristolochic acid; compared with contrôles the treated animals recover much faster.

  5. Rabbits, after i. v. application of aristolochic acid show an increased bactericial action of the serum, which is caused by an increase of β–lysines. The effects observed earlier with extracts of Aristolochia clematitis are due to aristolochic acid. The possibility of therapeutical application of aristolochic acid is discussed.

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