Z Gastroenterol 2008; 46 - K44
DOI: 10.1055/s-0028-1096462

Gewichtsreduktion mit dem Magenballon – effektive Therapie oder Spielerei? Eine Bilanz nach 50 adipösen Fällen

EC Poliwoda 1, RA Lang 1, KG Parhofer 2, G Laakmann 3, N Zügel 4, F Obeidat 1, FW Spelsberg 1, P Rittler 1, KW Jauch 1, TP Hüttl 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität München, Klinikum Großhadern, München, Deutschland
  • 2Medizinische Klinik II der Universität München, Klinikum Großhadern, München, Deutschland
  • 3Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin der Universität München, Konsiliardienst am Klinikum Großhadern, München, Deutschland
  • 4Department of Surgery, Centre Hospitalier Emile Mayrisch (CHEM), Esch-sur-Alzette, Luxembourg

Grundlagen: Seit Jahren gilt der Magenballon als die sanfte Therapie der Adipositas. Mehrere Arbeitsgruppen empfehlen den Ballon zur kurzfristigen Gewichtsabnahme bei Patienten mit BMI >50kg/m2. Über die Selektion passender Patienten und die Langzeitergebnisse sind kaum Daten in der Literatur vorhanden. Die Effektivität der Magenballontherapie in Abhängigkeit des Adipositasgrades sowie die Dauerhaftigkeit des Therapieerfolges sollten im Rahmen unserer Studie festgestellt werden.

Methodik: Bei 50 Patienten (33 Frauen, 17 Männer) – interdisziplinär vorgestellt bei Chirurgen, Internisten, Ernährungsberatern und Psychiatern – wurde ein Magenballon endoskopisch implantiert. Es handelte sich um 26 Heliosphere und 24 BIB-Systeme (Volumen jeweils 650ml). In einem standardisierten Fragebogen eruierten wir vor und nach Ballonanlage Leidensdruck, bisherige Diäten, Kuren, Komorbiditäten und die voraussichtliche Compliance. Alle zwei Monate erfolgten eine telefonische Evaluation.

Ergebnisse: Die Patienten konnten ihr Ausgangsgewicht um 15kg (BMI: –5kg/m2) reduzieren. Der Ausgangswert lag im Durchschnitt bei 126kg (BMI: 42kg/m2). Den größten Erfolg hatten wir bei Patienten mit hohem BMI (≥45kg/m2). Sie verloren durchschnittlich 28kg (BMI: –9kg/m2), der Maximalverlust betrug 35kg. Der Smileyscore verbesserte sich signifikant von 4 auf 2. 10 Therapien wurden vorzeitig beendet. Gründe waren Luft-/Wasserverlust des Ballons, Gastritis (1x) und Ulkus (1x).

Schlussfolgerungen: Der Erfolg der Magenballontherapie wird von Ess- und Bewegungsgewohnheiten der Patienten bestimmt. Bei Patienten mit einem BMI ≥45kg/m2 konnten durch die zügige präoperative Gewichtsreduktion die adipositasinduzierten Operationsrisiken deutlich reduziert werden. Langzeiterfolge können nur durch dauerhafte medizinische Begleitung in erreicht werden.