Exp Clin Endocrinol Diabetes 2008; 116 - T4
DOI: 10.1055/s-0028-1096325

Folgen einer Psychopharmakatherapie für Endokrinium und Stoffwechsel

H Himmerich 1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Germany

Viele psychiatrische Störungen sind mit endokrinologischen Erkrankungen assoziiert. Beispielsweise ist zwischen Depression und Diabetes mellitus eine Assoziation seit den 1980er-Jahren bekannt. Zum einen bringt die Erkrankung an einem Typ-1- oder Typ-2 Diabetes ein hohes Risiko mit sich, eine depressive Phase zu erleiden. Zum anderen weisen Kohortenstudien darauf hin, dass für Patienten mit Depression ein erhöhtes Risiko besteht, an einem Diabetes mellitus zu erkranken. Die Depression ist weiterhin mit verschiedenen Faktoren wie körperlicher Inaktivität, Übergewicht, Incompliance bei der Einnahme von Medikamenten für körperliche Erkrankungen und Substanzmissbrauch assoziiert, die die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes und seiner Komplikationen fördern. Während schizophrene Patienten ein erhöhtes Risiko haben, auch an einem Typ-2-Diabetes zu leiden, hat der Typ-1-Diabetes aber möglicherweise eine Schutzfunktion gegen die Erkrankung an einer Schizophrenie. Da die Depression ein Risikofaktor für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes ist, stellt sich die Frage, ob eine antidepressive Behandlung dieses Risiko abschwächt oder verstärkt. Einerseits wird durch Antidepressiva die Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse aufgehoben, andererseits führen einige Antidepressiva zu für den Glukosestoffwechsel ungünstigen Gewichtsveränderungen. Studien an depressiven Patienten, die mit trizyklischen Antidepressiva, Mirtazapin, dem selektiven Serotonin-Rückaufnahmehemmer Fluoxetin oder verhaltenstherapeutisch behandelt wurden, deuten darauf hin, dass eine Besserung der depressiven Symptomatik auch den Glukosestoffwechsel günstig beeinflusst. Andererseits führen die meisten antipsychotisch wirksamen Medikamente zu Gewichtszunahme und anderen typischen Symptomen eines metabolischen Syndroms. Die Gewichtszunahme und die endokrinologischen Veränderungen unter psychopharmakologisch wirksamen Medikamenten gehen außerdem mit einer Aktivierung des Tumor-Nekrosefaktor-alpha (TNF-α)-Systems einher. Möglicherweise spielt aber das TNF-α-System auch eine kausale Rolle in der Entwicklung von Erkrankungen, die mit psychischen Symptomen und metabolischen Auffälligkeiten einhergehen, wie es bei der Narkolepsie der Fall ist.