Thorac Cardiovasc Surg 1953; 1(5): 387-402
DOI: 10.1055/s-0028-1096178
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Zur Einmündungsweise der Lungenvenen in den linken Vorhof1)

J. Nick
  • Anatomischen Institut der Universität Zürich (Direktor: Prof. Dr. G. Töndury)
1) Die Anregung zur vorliegenden Arbeit verdanke ich Herrn Prof. Nissen, Direktor der chirurg. Universitätsklinik in Basel, der darauf hingewiesen hat, daß die intraperikardiale Unterbindung der Lungenvenen für die Resektionsbehandlung zentraler Bronchialkarzinome eine große Bedeutung hat, und daß große Verschiedenheiten in der Beziehung der Lungenvenen zur perikardialen Umschlagfalte und in der Länge ihres intraperikardialen Verlaufes bestehen. Meinem Chef, Herrn Prof. Töndury, der, immer bestrebt, den Kontakt mit der Klinik lebhaft zu gestalten, mir ermöglichte, entsprechende Untersuchungen durchzuführen, möchte ich an dieser Stelle für seine wertvollen Anregungen und Hilfe herzlich danken.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Dezember 2008 (online)

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit haben wir uns mit den Verhältnissen der Einmündung der Lungenvenen in den linken Vorhof befaßt. Unsere Untersuchungen gliedern sich in eine Untersuchung von embryologischen Schnittpräparaten und fetaler Herzen und in eine makroskopische Untersuchung intakter Brustsiten oder isolierter Brustorgane von erwachsenen Menschen.

  1. Ergebnisse der embryologischen Untersuchungen

    • Die Lungenvenen entstehen aus einer unpaarigen Ausbuchtung der dorsalen Wand im Bereich des späteren Atrium sinistrum und in der Anlage eines Venengeflechtes innerhalb der Lungenknospen. Beide treten sekundär miteinander in Verbindung. Die beiden Lungenvenen, die zuerst mit einem gemeinsamen Stamm in den Vorhof einmünden, gewinnen selbständige Mündungen, indem der Stamm in die Wand des Vorhofes einbezogen wird. Dieser Entwicklungsprozeß ist bei Keimlingen von 2 cm SSL abgeschlossen. Durch weiteres Einbeziehen der Venen in den linken Vorhof treten bei Embryonen von ca. 6 cm SSL rechts zwei selbständige Mündungen auf. Links kann dieses Resultat erst bei Keimlingen von mehr als 9 cm SSL festgestellt werden.

    • Die Untersuchung älterer Keimlinge zeigt, daß besonders rechts die Tendenz vorhanden ist, weitere Abschnitte der Lungenvenen in die Vorhofwand einzubauen. Wir fanden bei Keimlingen von mehr als 14 cm SSL 2—6 selbständig mündende Vv. pulmonales dextrae. Links sind solche Variationen sehr viel seltener.

  2. Ergebnisse der makroskopischen Untersuchungen beim Erwachsenen.

Auch hier zeigt sich eine Variabilität, die besonders die rechte Seite betrifft. Unter 29 Präparaten fanden wir nur 15 mit jederseits 2 einmündenden Venen; die anderen 14 Fälle zeigten Variationen der Zahl und Länge der Pulmonalvenen. Die Vv. pulmonales dextrae zeichnen sich nicht nur durch ihre stärkeren Variationen, sondern auch durch ihre anderen Beziehungen zum Perikard und zur Vorhofswandung aus. Bei 21 der 29 untersuchten Präparate münden die Vv. pulmonale s dextrae ohne Zwischenschaltung einer intraperikardialen Wegstrecke direkt in den Vorhof ein. Die Vv. pulmonales sinistrae hingegen treten in den Herzbeutelraum und besitzen hier einen Serosaüberzug, der bei der kranialen Vene durchschnittlich 1,75 cm und bei der kaudalen 0,97 cm lang ist. Die Venen münden hier also erst sekundär in den Vorhof ein.