Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5 - A128
DOI: 10.1055/s-0028-1096088

Einsatz einer Entscheidungshilfe bei Patientinnen mit T1-Brustkrebs: Ergebnisse einer Implementierungsstudie

R Schulze-Rath 1, G Husmann 1, M Kaiser 1, S Weinand 1, K Kolpatzik 2, H Zeeb 1
  • 1Joh.-Gutenberg Universität, IMBEI, Mainz, Deutschland
  • 2AOK, Bundesverband, Berlin, Deutschland

Einleitung: Zur Unterstützung von partizipativen Therapieentscheidungen werden international zunehmend medizinische Entscheidungshilfen eingesetzt. Dies soll die aktive Teilnahme von Patienten am Entscheidungsprozess stärken. Bei T1-Tumoren der Brust stehen zwei in Bezug auf Survival gleichwertige Therapien zur Verfügung: die überwiegend eingesetzte brusterhaltende Therapie mit anschließender Strahlentherapie sowie die seltener durchgeführte Brustentfernung. Wir untersuchten, wie eine für diese Therapieentscheidung entwickelte Entscheidungshilfe von Ärzten und Patientinnen bewertet wird und eingesetzt werden kann.

Methode: Die an der Frauenklinik der LMU München entwickelte Entscheidungshilfe wurde niedergelassenen Frauenärzten sowie Ärzten und Patientinnen mit neu aufgetretenen T1-Tumoren und Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe vorgelegt. Mittels einer standardisierten Befragung wurden Bewertungen und die Möglichkeit der Implementierung im Klinikalltag ermittelt. Die erhobenen Daten wurden deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Im Studienzeitraum nahmen 18 Patientinnen aus 5 Brustzentren, 88 Mitglieder der Selbsthilfegruppe, 11 Klinikärzte und Psychoonkologen sowie 150 niedergelassene Gynäkologen teil. Der Einsatz einer Entscheidungshilfe wurde übereinstimmend positiv bewertet. Die Verteilung der Entscheidungshilfe soll durch Ärzte in Brustzentren sowie durch niedergelassene Fachärzte erfolgen. Als optimaler Zeitraum zur Nutzung der Broschüre wurde zumeist 4–14 Tage nach der endgültigen Diagnose angegeben, da in dieser Zeit die Therapieentscheidung gefällt wird. Bei den Niedergelassenen wurde als Übergabezeitpunkt das Zweitgespräch nach Diagnose favorisiert. Probleme beim Einsatz der Entscheidungshilfe ergaben sich bei älteren sowie nichtdeutschen Patientinnen.

Diskussion: Der Einsatz der Entscheidungshilfe für T1-Patientinnen erscheint sinnvoll. Die Broschüre sollte kurz nach Diagnosestellung zur Verfügung gestellt werden. Eine strukturierte Nutzungsanleitung würde die Nutzung der Entscheidungshilfe im klinischen Setting erleichtern. Die Broschüre sollte in Sprachen der großen Migrantengruppen in Deutschland übersetzt werden.