Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5 - A87
DOI: 10.1055/s-0028-1096047

Amplifikation des Östrogen-Rezeptor alpha (ESR1) Gens in Mastopathie ist prediktiv für die Entwicklung eines Mammakarzinoms

E Kilic 1, A Rufle 1, F Holst 2, M Ihnen 3, R Simon 2, LM Terracciano 1, G Sauter 2
  • 1Universitätsspital Basel, Institut für Pathologie, Basel, Schweiz
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Pathologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Hamburg, Deutschland

Zielsetzung: Die Bedeutung der fibrös-zystischen Veränderungen/Mastopathie (fzV) ist als Risikofaktor für das invasive Mammakarzinom umstritten. Eine hormonelle Dysbalance konnte bei Frauen mit fzV gezeigt werden. Die Bedeutung einer ESR1-Amplifikation ist bisher unklar.

Material und Methoden: In Paraffin eingebettete Gewebeproben von 59 Frauen mit Mammakarzinom wurden untersucht. Von allen Frauen standen Gewebeproben mit fzV zur Verfügung, die mindestens ein Jahr vor der Erstdiagnose des Mammakarzinoms entnommen wurden (Bezeichnung: „fzV alt“). Immunhistochemie (IHC) gegen Östrogenrezeptor alpha (ER) und Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) gegen ESR1 (Zytovision, Bremerhafen) wurden durchgeführt. Als Kontrollgruppe dienten Gewebeproben von Frauen mit fzV (n=19), die im Beobachtungszeitraum (12–18 Jahre) kein Mammakarzinom diagnostiziert bekommen haben.

Ergebnisse: In den FISH-Untersuchungen gegen ESR1 konnte eine Amplifikation in 9 von 59 (15%) der Mammakarzinom nachgewiesen werden. Alle ESR1 amplifizierten Mammakarzinome waren stark positiv für ER in der IHC. Tumorstadium, -typ und Differenzierungsgrad korrelierten nicht mit dem ESR1-Status. In allen Fällen mit ESR1-Amplifikation im Mammakarzinom fand sich zudem peritumoral eine ESR1-Amplifikation in den fzV und in den Gewebeproben „fzV alt“. Nicht-neoplatische Epithelzellen mit ESR1-Amplifikation waren kräftig dargestellt in der IHC gegen ER. In Brustdrüsenläppchen ohne histopathologische Veränderungen einschließlich der Proben der Kontrollgruppe wurde keine Amplifikation des ESR1-Gens beobachtet.

Zusammenfassung: In einem vorselektierten Kollektiv konnten wir eine ESR1-Amplifikation in 15% der Mammakarzinome nachweisen. Bei diesen Frauen war auch eine ESR1-Amplifikation in der Mastopathie („fzV alt“) vorhanden. Diese Untersuchung zeigt, dass eine ESR1-Amplifikation ein frühes Ereignis in der Mammapathologie darstellt und ein nützlicher Prediktor für die Entwicklung eines Mammakarzinoms sein kann.