Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2008; 5 - A28
DOI: 10.1055/s-0028-1095988

HER-2/neu im Gewebe und Blut zum Zeitpunkt der Primärdiagnose des Mammakarzinoms

M Dresse 1, D Mayr 2, V Heinemann 3, S Kahlert 4, I Bauerfeind 4, D Nagel 1, D Seidel 1, P Stieber 1
  • 1Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, Institut für Klinische Chemie, München, Deutschland
  • 2Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, Pathologisches Institut, München, Deutschland
  • 3Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, Medizinische Klinik III, München, Deutschland
  • 4Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, München, Deutschland

Zielsetzung: Es wurde geprüft, ob zwischen der Konzentration des HER-2/neu Shed Antigens im Serum (s-HER-2/neu) und dem HER-2/neu-Gewebestatus ein Zusammenhang besteht und inwiefern dieser diagnostisch genutzt werden kann.

Patienten und Methoden: s-HER-2/neu wurde zum Zeitpunkt der Primärdiagnose im prätherapeutischen Serum von 525 Mammakarzinompatientinnen mit bekanntem HER-2/neu-Gewebestatus gemessen. 33 der Patientinnen (6,3%) wiesen primäre Fernmetastasen auf (M1). Der HER-2/neu-Gewebestatus wurde mittels Immunhistochemie (HercepTest, Dako) bestimmt und im Falle eines Scores 2+ eine FISH-Analyse (Pathvysion, Abbott) angeschlossen. Gewebe mit einem Dako-Score von 3+ oder 2+ bei gleichzeitigem Nachweis einer Genamplifikation mittels FISH wurden als HER-2/neu-positiv erachtet. Die Messung des HER-2/neu Shed Antigens erfolgte mittels Immunoassay (ADVIA Centaur, Siemens Medical Solutions Diagnostics).

Ergebnisse: Es ergab sich sowohl bei den nicht-metastasierten als auch bei den metastasierten Patientinnen eine Korrelation von s-HER-2/neu mit dem HER-2/neu-Gewebestatus. Die medianen s-HER-2/neu-Konzentrationen betrugen für die HER-2/neu-negativen bzw. -positiven 11,7ng/ml und 13,2ng/ml in der Gruppe der nicht-metastasierten (p<0,001) und 11,9ng/ml und 16,0ng/ml in der Gruppe der metastasierten Patientinnen (p=0,01). Eine an den nicht-metastasierten Patientinnen durchgeführte ROC-Analyse zur Prüfung der diagnostischen Kapazität von s-HER-2/neu bezüglich der Vorhersage des HER-2/neu-Gewebestatus zeigte, dass bei einem Cut-off-Wert von 30ng/ml (7,7% Sensitivität) der Gewebestatus immer positiv war, entsprechend einer 100-prozentigen Spezifität.

Zusammenfassung: Es besteht ein Zusammenhang zwischen hohen s-HER-2/neu-Werten und einem positiven HER-2/neu-Gewebestatus. Prätherapeutische s-HER-2/neu-Konzentrationen von ≥30ng/ml kommen nur bei HER-2/neu-positiven Patientinnen vor. Die Bestimmung des HER-2/neu Shed Antigens im Serum kann die Diagnostik des HER-2/neu-Gewebestatus ergänzen und gegebenenfalls falsch-negative Gewebeanalysen aufdecken.