Z Gastroenterol 2008; 46 - K05
DOI: 10.1055/s-0028-1089839

Junge Frau mit „seltener“ Zyste im Pankreasschwanz – im Zweifel erst diagnostisch punktieren!

U Freund 1, P Flemming 2, KJ Oldhafer 3, S Hollerbach 1
  • 1Allgemeines Krankenhaus Celle (AKH), Klinik für Gastroenterologie, Celle, Germany
  • 2Pathologisches Institut, am Allgemeines Krankenhaus Celle (AKH), Celle, Germany
  • 3Allgemeines Krankenhaus Celle (AKH), Klinik für Viszeralchirurgie, Celle, Germany

Eine junge Frau (O.M., 37 Jahre) wurde 2002 nach biliärer Pankreatitis in einem auswärtigen Krankenhaus cholecystektomiert, was als „schwierig“ und postoperativ „kompliziert“ beschrieben wurde. Danach sah man zu diesem Zeitpunkt eine etwa 2cm große Zyste im Pankreas-Caudabereich, die als post-pankreatitische Pseudozyste gewertet und zunächst beobachtet wurde. Bei nur selten auftretenden und unspezifischen Beschwerden erfolgten dann keine regelmaässigen Kontrollen mehr. Aktuell stellte sie sich jedoch mit rezidivierenden gürtelförmigen Oberbauchschmerzen beim Hausarzt vor, der eine weitere Diagnostik (Sonographie, CT) veranlasste. Dabei zeigte sich eine Größenzunahme der Zyste auf nunmehr 6×5cm. Unter dem V.a. auf eine symptomatische Pseudozyste erfolgte die Vorstellung bei uns zunächst ambulant zur Endosonographie (EUS). Dabei fiel eine zystische RF bis 6,5cm Größe mit unscharfer Wandbergrenzung und Kontakt zum Pankreasgang an der Pankreascauda auf. Der Inhalt wirkte vorwiegend flüssig, sodass eine Zystendrainage mittels Pigtailstent in gleicher SItzung diskutiert wurde.

Dem Untersucher fielen aber zusätzlich winzige papilläre Strukturen am Zystenrand und „schlierige“, eingedickte Sekretmengen auf, sodass er zunächst unter Antibiotika-Prophylaxe eine gezielte EUS-FNP der Zyste druchführte. Dieser ergab wenig „muzinöse“ Flüssigkeit, aber reichlich fädige Gewebepartikel aus dem solideren, dünnen (4–5mm) Randbereich des Prozesses. Die Zyto-Histologie bewies dann einen sehr seltenen, zystischen Pankreastumor unsicherer Dignität (solider pseudopapillärer Tumor). Infiltrationszeichen oder suspekte Lymphknoten liessen sich schichtbildgebend weitgehend ausschließen. Zeitnah erfolgte die Pankreas-Linksresektion, die den seltenen, hier noch gutartigen Tumor bestätigte und noch keine immun-histochemischen oder molekulargenetischen Marker für eine mögliche Entartung oder Proliferation des zystischen Tumors aufdeckte.

Zystische Pankreas-Prozesse benötigen eine differenzierte Abklärung. Bei unklaren Befunden ist die minimalinvasive EUS-FNP mit Sekretanalyse und Zyto-Histologie eine große Hilfe. Eine Drainagetherapie darf nur nach Ausschluss zystischer Neoplasien durchgeführt werden.