Hypomotilität des Dünndarms – seltene Folge einer Sarkoidose?

Hintergrund: Chronische Motilitätsstörungen des Verdauungstrakts treten meist in Verbindung mit Stoffwechselerkrankungen, als Folge operativer Eingriffe oder im Rahmen einiger neurologischer und rheumatologischer Krankheitsbilder auf. Als Folge einer Sarkoidose sind sie in der Literatur nicht beschrieben, es existieren jedoch Einzelfallberichte zu Patienten, bei denen dysphagische Beschwerden zur Diagnose einer Sarkoidose führten.

Fallbericht: Ein 41-jähriger Patient stellt sich mit rezidivierenden Regurgitationen auch kleiner Nahrungsmengen und starkem Gewichtsverlust seit etwa 2 Monaten vor. Bei der körperlichen Untersuchung ließ sich zusätzlich eine pathologische Orthostasereaktion nachweisen, die weitere neurologische Untersuchung war weitgehend unauffällig. Kurz zuvor war auswärts eine Sarkoidose Typ II radiologisch diagnostiziert, histologisch gesichert und mit Kortikosteroiden therapiert worden. Endoskopisch und mittels funktionellem MRT zeigte sich eine ausgeprägte Reduktion der Peristaltik im Dünndarm und Magen bei erhaltener Ösophagusmotilität. Eine Dünndarmbeteiligung im Rahmen der Sarkoidose ließ sich in der Schnittbildgebung sowie histologisch in der Mukosa nicht nachweisen.

Schlussfolgerung: Die Polyneuropathie als seltene Manifestation der Sarkoidose ist in der Literatur detailliert beschrieben (Clin Neuropathol 2008;27:96-105). Die gastrointestinale Manifestation stellt eine Rarität dar. Basierend auf den vorliegenden Befunden und nach Ausschluss weiterer Differentialdiagnosen gehen wir von der autonomen Neuropathie als Folge der zuvor diagnostizierten Sarkoidose aus. Ob die eingeleitete immunsuppressive Therapie (Endoxan-Stoßtherapie) zu einer Verbesserung führt, werden wir im Oktober berichten.