Z Gastroenterol 2008; 46 - K01
DOI: 10.1055/s-0028-1089835

Familiäres „Low Phospholipid Accociated Cholelithiasis“ (LPAC)-Syndrom bei bislang unbeschriebenen heterozygoten MDR 3-Mutationen im ABCB4-Gen

C Rust 1, H Bikker 2, U Beuers 3
  • 1Klinikum der LMU München, Medizinische Klinik II – Großhadern, München, Germany
  • 2University of Amsterdam, Department of Clinical Genetics, Academic Medical Center, Amsterdam, Netherlands
  • 3University of Amsterdam, Gastroenterology and Hepatology, Academic Medical Center, Amsterdam, Netherlands

Im Jahr 2006 sahen wir eine Patientin zur Evaluation von seit 1984 erhöhten Leberwerten mit führender GGT. Nach Einnahme einer Antikonzeption und im Rahmen einer Schwangerschaft hatte die Patientin jeweils eine ausgeprägte Cholestase mit Ikterus entwickelt. Im September 2006 waren im Rahmen einer ERCP bei rezidivierenden Gallenkoliken intrahepatische Gallengangssteine entfernt worden. Die Familienanamnese ergab auch bei der Mutter, der Schwester und einem Bruder der Indexpatientin ein Gallensteinleiden. Laborchemisch zeigte sich eine erhöhte GGT (162U/l) und eine leicht erhöhte ALT. In der Sonographie fiel eine Cholezystolithiasis auf.

Aufgrund der Anamnese bestand der hochgradige V.a. ein LPAC („Low Phospholipid Associated Cholelithiasis“)-Syndrom. Das LPAC-Syndrom wurde erstmals 2001 von Rosmorduc et al. beschrieben (Gastroenterology 2001; 120:149) und beruht auf einer Mutation im ABCB4-Gen. ABCB4 kodiert für die Phosphatidylcholin-Flippase MDR3, die Phosphatidylcholin in die äussere Schicht der kanalikulären Leberzellmembran überführt und damit für dessen biliäre Auscheidung verantwortlich ist. Patienten mit einem MDR3-Defekt sezernieren eine phospholipidarme, lithogene Galle, die zur Bildung von Gallensteinen und zu biliären Beschwerden bereits in jungem Alter führt. Typischerweise persistieren die biliären Beschwerden auch nach einer Cholezystektomie. Die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf und geht oft mit einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase oder einer Hormon-induzierten Cholestase einher.

Bei der Indexpatientin fanden sich 2 Mutationen im ABCB4-Gen (C140G->H, C956G->A), die bisher noch nicht beschrieben wurden. Beide Mutationen wurden in 150 Kontrollalelen nicht gefunden und sind somit für das LPAC-Syndrom der Patientin verantwortlich. Die Mutation C140G->H konnte dann auch bei den anderen Gallensteinträgern in der Familie nachgewiesen werden.

Therapeutisch wird bei Patienten mit LPAC-Syndrom neben der endoskopischen Entfernung der Gallengangssteine eine medikamentöse Behandlung mit Ursodeoxycholsäure zur Senkung der Lithogenität der Galle empfohlen, die wir auch bei unserer Patientin einleiteten. Unter einer Dosierung von 15mg/kg/Tag war die Patientin im Verlauf beschwerdefrei, die Serumleberwerte normalisierten sich vollständig.