Z Gastroenterol 2008; 46 - P448
DOI: 10.1055/s-0028-1089823

Ätiologie der ambulant erworbenen Gastroenteritis: Eine prospektive Kohortenstudie bei stationär behandlungspflichtigen Erwachsenen

J Kunkel 1, A Jansen 2, K Stark 2, E Schreier 3, R Ignatius 4, O Liesenfeld 4, D Weber 2, U Göbel 4, M Zeitz 1, T Schneider 1
  • 1Charité Campus Benjamin Franklin, Med. Klinik I, Berlin, Germany
  • 2Robert Koch Institut, Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
  • 3Robert Koch Institut, Molekulare Epidemiologie, Berlin, Germany
  • 4Charité Campus Benjamin Franklin, Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Berlin, Germany

Einleitung: Die Epidemiologie der schweren Gastroenteritis, die eine stationäre Krankenhausaufnahme erfordert, ist für Kinder gut beschrieben, jedoch nicht für Erwachsene.

Ziele: Unser Ziel war es, die Ätiologie und Charakteristika der ambulant erworbenen Gastroenteritis in stationär behandelten Patienten zu untersuchen.

Methodik: In unserer Klinik wurden zwischen August 2005 und August 2007 alle volljährigen Patienten, die wegen einer ambulant erworbenen akuten Gastroenteritis aufgenommen wurden, in eine prospektive Kohortenstudie eingeschlossen. Von ihnen wurden Stuhlproben auf 29 verschiedene gastrointestinale Erreger untersucht, ergänzend wurden serologische Untersuchungen auf Campylobacter spp. und Yersinia spp. durchgeführt. Demographische und klinische Daten sowie Vorerkrankungen wurden erfasst und ausgewertet.

Ergebnis: Insgesamt 104 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. In 8 Fällen (8%) wurde eine nichtinfektiöse Ursache diagnostiziert. In 79 (82%) der übrigen 96 Fälle wurde mindestens ein Erreger nachgewiesen. In der Mehrzahl der Fälle war dies Campylobacter spp. (35%), gefolgt von Norovirus (23%), Salmonella spp. (20%) und Rotavirus (15%). In 46% der Campylobacter-Patienten erfolgte die Diagnose einzig aufgrund der Serologie. Bei 17 (22%) der Patienten ließ sich mehr als ein Erreger nachweisen. Eine verlängerte stationäre Verweildauer (Median: 5,5 Tage) war mit dem Vorhandensein von Vorerkrankungen assoziiert (OR 12,3; 95%CI 3,0–50,2).

Schlussfolgerung: In 82% der Fälle, in denen erwachsene Patienten mit akuter Gastroenteritis stationär behandelt wurden, ließen sich bekannte Erreger nachweisen. Der Anteil der unerklärten Erkrankungen hat damit im Vergleich zu vorherigen Untersuchungen deutlich abgenommen. Am häufigsten nachgewiesener Erreger ist Campylobacter spp., wobei gängige Kulturmethoden möglicherweise nicht alle Campylobacter-Infektionen erfassen. Ähnlich wie bei Kindern müssen virale Infektionen auch bei Erwachsenen als wichtige Ursache einer schweren Gastroenteritis beachtet werden. Das Vorhandensein von Vorerkrankungen – jedoch nicht der Erreger – bestimmt die Dauer des stationären Aufenthalts bei erwachsenen Patienten mit akuter Gastroenteritis.