Z Gastroenterol 2008; 46 - P361
DOI: 10.1055/s-0028-1089736

Chronische Obstipation vom Normal-Transit-Typ – eine neuropathische Störung der Dünndarmmotilität?

H Seidl 1, F Gundling 1, C Pehl 2, W Schepp 1, T Schmidt 1
  • 1Klinikum München-Bogenhausen, 2. Med. Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, München, Germany
  • 2Krankenhaus Vilsbiburg, Innere Medizin, Vilsbiburg, Germany

Einleitung: Die chronische, funktionelle Obstipation wird in drei pathophysiologische Subgruppen unterteilt – slow-transit-Obstipation (STO) und normal-transit-Obstipation (NTO), sowie anorektale Entleerungsstörungen (ARE). Extrakolonische Manifestationen, insbesondere Störungen der Dünndarmmotilität, sind für die STO bekannt, für die NTO und ARE jedoch kaum studiert. Insbesondere die Pathophysiologie der NTO ist derzeit weitgehend unklar.

Ziele: Die Durchführung von ambulanter, jejunaler 24-Stunden-Manometrie in einer großen, prospektiven Serie von klinischen Patienten mit chronischer Obstipation aller drei Subgruppen.

Methodik: 56 konsekutive Patienten (45 Frauen, 11Männer, mittleres Alter 57 (50–87) Jahre, aufgrund chronischer Obstipation in unser tertiäres, gastroenterologisches Zentrum eingewiesen, wurden mittels Transitzeitmessung (Hinton-Test), Rektummanometrie, Defäkographie und Ileokoloskopie den drei Subgruppen zugeordnet. Anschließend wurde eine ambulanten, jejunale 24-h-Manometrie (3–6 Sensoren, standardisiertes Protokoll) durchgeführt. Die computerisierte und visuelle (zwei unabhängige Untersucher) Auswertung wurde mit Normalwerten verglichen, die zuvor an 50 Normalpersonen erhoben wurden (Gut 1996; 38:859).

Ergebnis: Kein Patient mit ARE (n=8), aber alle Patienten mit STO (n=32) und 94% der Patienten mit NTO (n=16) zeigten abnorme Resultate in der Dünndarmmanometrie, sowohl in der postprandialen, als auch der Fastenmotilität. Die Bandbreite abnormer Befunde reichte von schweren Störungen mit kompletten Verlust des MMC-Zyklus bis zu subtilen Veränderungen der Einzelkontraktionsparameter, die nur durch die computergestütze Auswertung analysiert warden konnten. Dennoch lagen keine signifikanten Unterschiede zwischen STO und NTO Patienten vor. Die meisten Ergebnisse deuteten auf eine zugrundeliegende enterische Neuropathie hin.

Schlussfolgerungen: Die intestinale Langzeitmanometrie erweitert unser Verständnis der funktionellen chronischen Obstipation vom STO und NTO-Typ. Nicht nur bei der STO, sondern auch der NTO scheinen Störungen der Dünndarmmotilität eine wichtige Rolle zu spielen.