Eine Stuhlinkontinenz wird bei 29–70% aller Patienten mit Prostata-Carcinom 6–36 Monate nach kurativer Radiatio berichtet (Peterson, Dis Colon Rectum 2007). Daten zum Langzeitverlauf liegen kaum vor. Ziel der Arbeit war die Evaluierung der Prävalenz, des Schweregrades sowie der Auswirkungen einer radiogenen Inkontinenz auf die Lebensqualität im Langzeitverlauf.
Methodik: Von 327 Prostata-Carcinom-Patienten mit Radiatio (1994–2000) hatten in einer ersten Nachuntersuchung nach 46 Monaten (Median) 43,7% eine Stuhlinkontinenz angegeben. 105 dieser Patienten konnten 92 Monate (Median) nach Radiatio erneut untersucht werden. Bestimmt wurden Inkontinenz-Prävalenz, Schweregrad (Parks-Klassifikation, Wexner-Score), rektaler Toxizitäts-Score (rektale Beschwerdesymptomatik nach Radiatio), Bother-Score (subjektive Beeinträchtigung durch Folgen der Radiatio), EORTC C30 (globale Lebensqualität), EORTC PR25 (Lebensqualität von Prostata-Carcinom-Patienten) und Rockwood-Score (Lebensqualität von Inkontinenz-Patienten).
Ergebnisse: 53,3% der Patienten hatten im Langzeitverlauf weiterhin eine Stuhlinkontinenz. Jeweils 1/3 dabei inkontinent für Winde (Parks 1; 30,4%), für flüssigen Stuhl (Parks 2; 35,7%) sowie für festen Stuhl (Parks 3; 33,9%). Die Parks-Klassifikation korrelierte signifikant mit dem Wexner-Score, rektalem Toxizitäts-Score, Bother-Score, EORTC C30 (Emotion) und EORTC PR25 (Darm-Symptome). Die globale Lebensqualität (EORTC C30) war bei den Patienten mit Stuhlinkontinenz signifikant gegenüber einer alters- und geschlechtsangepassten Vergleichsgruppe reduziert (p<0.001).
Schlussfolgerung: Eine Stuhlinkontinenz persisitiert bei der Hälfte der betroffenen Patienten im Langzeitverlauf und führt bei diesen Patienten zu einer ausgeprägten Beeinträchtigung der Lebensqualität. Jeweils 1/3 der Betroffenen hat eine milde, mäßige und schwere Symptomatik. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der rektalen Langzeitfolgen nach Radiatio bei Prostata-Carcinom und dem Ausmaß der subjektiven Beeinträchtigung.