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DOI: 10.1055/s-0028-1089705
Die Magenkarzinomsterblichkeit in zwei Kohorten von Migranten aus einem Hochrisikogebiet: Implikationen für Prävention und Screening
Einleitung: Prävention und Früherkennung sind Schlüsselfaktoren, um die Sterblichkeit am Magenkarzinom zu reduzieren. Um entsprechende Maßnahmen effizient anzuwenden, müssen Bevölkerungsgruppen mit hohem Risiko identifiziert werden. Mit diesem Ziel bestimmten wir die Sterblichkeit am Magenkarzinom in Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion (Ex-SU), einem Gebiet mit sehr hoher Sterblichkeit, nach Deutschland und Israel.
Material und Methoden: Wir berechneten standardisierte Mortalitätsverhältnisse (SMRs) in zwei Kohorten von Migranten aus der Ex-SU nach Deutschland (n=34.393) und Israel (n=599.388) zum Vergleich der Magenkarzinomsterblichkeit mit der Ex-SU und dem Zielland. Um zeitliche Trends der Sterblichkeit abzubilden, errechneten wir jährliche altersstandardisierte Mortalitätsraten in den Kohorten, der Ex-SU und den zwei Zielländern und erstellten ein Poisson-Regressionsmodell.
Ergebnisse: SMRs (95% Konfidenzintervalle) in der deutschen Migrantenkohorte waren 1,44 (1,04–1,99) und 0,51 (0,36–0,70) für Männer verglichen mit der Bevölkerung Deutschlands bzw. der Ex-SU. Für Frauen ergaben sich SMRs von 1,40 (0,98–1,99) und 0,73 (0,49–1,03). SMRs in der israelischen Migrantenkohorte waren 1,79 (1,65–1,94) und 0,49 (0,45–0,53) für Männer sowie 1,82 (1,66–1,99) und 0,65 (0,59–0,72) für Frauen. Die Poisson-Modellierung zeigte ein Sinken der Sterblichkeit im zeitlichen Verlauf in allen untersuchten Populationen mit einer Zeitdifferenz von 4–5 Jahren zwischen Migranten und „Einheimischen“ in Deutschland sowie konvergierenden Mortalitätsraten in Israel.
Diskussion: Die Sterblichkeit am Magenkarzinom bleibt bei Migranten aus der Ex-SU nach Migration nach Deutschland und Israel erhöht. Sie ist allerdings deutlich niedriger als im Herkunftsland. Bedingt durch einen zeitlichen Abwärtstrend wird die Sterblichkeit unter Migranten aus der Ex-SU voraussichtlich in wenigen Jahren ein Niveau erreichen, welches sich nicht mehr wesentlich von dem in den Zielländern unterscheidet. Daher scheinen spezifisch an Migranten aus der Ex-SU gerichtete Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen nicht empfehlenswert. Allerdings sollten in jedem Fall durch weitere Studien individuelle Risikoprofile in den Migrantengruppen erstellt werden.