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DOI: 10.1055/s-0028-1089645
Lamivudin (LMV) in der Langzeittherapie der chronischen Hepatitis B Virus (HBV)-Infektionen bis zu zehn Jahren: Bedeutung von Wirts- und viralen Faktoren für die Resistenzentwicklung
Hintergrund: Studien bei asiatischen Patienten mit chronischer HBV-Infektion haben gezeigt, dass es unter einer Lamivudin-Monotherapie im Verlauf von 5 Jahren in 70% zur Resistenzentwicklung kommt. Das Ziel unserer Studie war es anhand einer der größten europäischen Patientenkohorten mit chronischer HBV Infektion die Effektivität der LMV Therapie im Langzeitverlauf zu evaluieren, insbesondere im Hinblick auf Faktoren, die mit der Resistenzentwicklung assoziiert sind.
Methoden: 293 Patienten (m/w 213/80; mittleres Alter 43±12[16–72] Jahre) aus drei Zentren mit chronischer HBV-Infektion (45% HBeAg positiv) und HBV DNA>104 Kopien/ml (im Mittel 6.8±1.8[4.1–12.4] log Kopien/ml) wurden retrospektiv analysiert. Alle Patienten erhielten LMV 100mg/d über 12–134 Monate (im Mittel 31±1,4). Zu Beginn der Therapie erhielten 65 Patienten LMV 150mg/d über 28±2,1[4–86] Monate und 25 Patienten eine Kombinationstherapie mit LMV plus Interferon alpha. Die Höhe der HBV DNA wurde vor und während der Therapie zu Monat 3, 6, 9, 12 sowie alle folgenden sechs Monate gemessen (Roche Monitor, Nachweisgrenze 400 Kopien/ml). LMV-Resistenz war als Wiederanstieg der HBV DNA >1log definiert und wurde genetisch mittels Line-Probe-Assay bestätigt (Innogenetics, Gent).
Ergebnisse: Die LMV-Resistenzrate betrug in den ersten 5 Jahren 9%, 24%, 42%, 64%, und 70% (Kaplan-Meier-Analyse). Im weiteren Verlauf während der Jahre 6–10 trat kein neuer Fall von Resistenz auf (n=21, 21, 9, 7, 3). Ein HBsAg-Verlust wurde bei 3% (n=9) und eine HBsAg-Serokonversion bei 2% (n=6) der Patienten beobachtet. Die Höhe der HBV-DNA zum Therapiebeginn sowie die Suppression der HBV DNA innerhalb des ersten Jahres war signifikant mit der Resistenzentwicklung assoziiert. (p<0.0001 und 0.002). Patienten mit einer initialen HBV-DNA ≤105 Kopien/ml sowie einer Suppression der HBV-DNA unter die Nachweisgrenze zu Monat 6 hatten kein Risiko der Entwicklung einer LMV-Resistenz. Virale (HBV-Genotyp, HBeAg-Status) oder Wirtsfaktoren hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Resistenzentwicklung.
Schlussfolgerung: LMV ist eine sichere und effektive Substanz zur Langzeitbehandlung von niedrig-replikativen HBV-Infektionen.