Z Gastroenterol 2008; 46 - P227
DOI: 10.1055/s-0028-1089602

Inzidenz, Risikofaktoren und klinische Zusammenhänge von Gallenwegsmykosen

P Lenz 1, B Conrad 1, T Kucharzik 2, W Fegeler 3, H Ullerich 1, E Hilker 4, A Heinecke 5, W Domschke 1, D Domagk 1
  • 1Universitätsklinikum, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany
  • 2Städtisches Klinikum, Klinik für Allg. Innere Medizin und Gastroenterologie, Lüneburg, Germany
  • 3Universitätsklinikum, Institut für Mikrobiologie, Münster, Germany
  • 4Universitätsklinikum, Medizinische Klinik und Poliklinik C, Münster, Germany
  • 5Universitätsklinikum, Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik, Münster, Germany

Hintergrund: Gallenwegsstenosen und Cholangitis sind ein häufiges Problem in der Gastroenterologie und erfordern spezifische therapeutische Interventionen. Neben einer Vielzahl von möglichen Ursachen spielen Infektionen der Gallenwege mit Candida und anderen Pilzen eine immer größer werdende Rolle. Vor dem Hintergrund retrospektiver Daten initiierten wir die vorliegende prospektive Studie, um die Inzidenz, Risikofaktoren und klinischen Zusammenhänge von Gallenwegsmykosen zu untersuchen.

Material und Methoden: Bei 143 fortlaufenden endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikographien (ERCP) von 123 verschiedenen Patienten des Universitätsklinikums Münster wurde Gallensekret asserviert und mykologisch untersucht. Mundabstriche und Stuhlproben wurden ebenfalls auf Hefen getestet, um die transiente Flora und eine mögliche Kontamination aus dem Magen-Darm-Trakt zu bewerten. Klinische Daten und Laborparameter wurden einer statistischen Bewertung unterzogen.

Resultate: Wir fanden bei 54 von 123 Patienten Candida in der Gallenflüssigkeit (44%). Endoskopisch war dies nur in vier Untersuchungen vermutet worden (positiver prädiktiver Faktor: 0,6). In den meisten Fällen fanden sich die folgenden Candida-Subspezies: C. albicans und C. glabrata, seltener C. tropicalis und C. parapsilosis. 74% der Patienten waren immunsupprimiert (d.h. Transplantation, Malignom, Langzeit-Antibiotikatherapie, Diabetes). Jegliche Form von Immunsuppression korrelierte signifikant mit der Diagnose einer Gallenwegsmykose (p=0,0091). Keine Korrelation fand sich zwischen einer positiven Pilzkultur und einer endoskopischen Papillotomie (p=0,0556) oder vorangegangener ERCP (p=0,0868), was für eine iatrogene Ursache hätte sprechen können. Der Nachweis von Candida in Mundabstrichen (p=0,0722) oder Stuhlproben (p=0,0860) korrelierte nicht signifikant mit einem Candida-Nachweis in der Galle.

Schlussfolgerung: Die Gallenwege scheinen sehr häufig von einer Candidiasis betroffen zu sein. Dies muss beachtet werden, wenn man eine antiinfektiöse Therapie bei Cholangitis oder Cholangiosepsis wählt. Vor allem bei immunsupprimierten Patienten sowie nach einer längerfristigen Antibiotikatherapie sollte im Rahmen endoskopischer Untersuchungen auf eine Gallenwegsmykose geachtet werden.