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DOI: 10.1055/s-0028-1089555
Lebensbedrohliche Komplikationen bei Chronisch-Entzündlichen Darmerkrankung
Hintergrund: Die Lebens-Erwartung der Patienten mit CED ist mittlerweile nahezu normal. Dennoch wird weiterhin kasuistisch über lebensbedrohliche und z.T. tödliche Komplikationen von CED berichtet. Systematische Daten zu diesem Thema sind selten.
Fragestellung, Material und Methoden: Ziel unserer Untersuchung war es daher, Verlauf und Prognose von Patienten zu evaluieren, die wegen Komplikationen einer CED auf eine ICU aufgenommen wurden. Hierzu erfolgte eine Analyse von Patienten-Daten der Jahre 1991–2007 (1991–1997 retrospektiv, seither prospektiv). Endpunkte: Mortalität; Auftreten von Organversagen.
Ergebnisse: Die Inzidenz von Intensiv-Aufnahmen wegen einer CED war mit 36 von 6071 konsekutiven ICU-Aufnahmen (0,6%) unerwartet hoch.
Von den 36 Fällen verstarben fünf Patienten während des Intensivaufenthaltes bzw. während einer Nachbeobachtungszeit von 28 Tagen an den Folgen der CED (14%). Folgende Risikofaktoren waren in univariaten Analysen mit einer erhöhten Mortalität assoziiert: hohes Alter bei ICU-Aufnahme (medianes Alter 69a vs. 36a; p=0,015), Vor-OPs wegen der CED (p=0,007), Katecholamin-Bedürftigkeit im Verlauf (p=0,023), hohes Alter bei Erstdiagnose der CED (p=0,047).
Bei 64% der Fälle kam es während des Intensivaufenthaltes zu mindestens einem Organversagen. Im multiplen logistischen Regressionsmodell zeigte sich, dass die Entität der CED (höheres Risiko bei M. Crohn; p=0,023), eine frühere CED-bedingte gastrointestinale Operation (p=0,047) und ein zunehmendes Alter bei Intensivaufnahme (p=0,011) unabhängige signifikante Risikofaktoren für das Auftreten eines Organversagen während des Intensivaufenthaltes darstellten.
Zusammenfassung: Trotz mittlerweile normaler Lebenserwartung treten bei Pat. mit CED lebensbedrohliche Komplikationen der Grund-Erkrankung auf. Prognostisch ungünstig sind höheres Alter bei Erstmanifestation und ICU-Aufnahme, M. Crohn gegenüber Colitis ulcerosa, die frühere Notwendigkeit einer OP wegen der CED und das Auftreten einer Katecholamin-bedürftigen Kreislauf-Insuffizienz. Im Hinblick auf die Diskussion um einen möglichst frühzeitigen Einsatz einer aggressiven Immunsuppresion („Top-down“) scheint bemerkenswert, dass alle Todesfälle auf septische Komplikationen zurückgingen.