Z Gastroenterol 2008; 46 - P153
DOI: 10.1055/s-0028-1089529

Chronischer Dünndarmileus im Spätverlauf nach Whipple-Operation ist nicht immer Tumorbedingt! Die Amyloidose des Gastrointestinaltraktes als Differentialdiagnose

MS Janot 1, AM Chromik 1, S Kersting 1, MH Seelig 1, U Mittelkötter 2, A Tannapfel 3, W Uhl 1
  • 1Universitätsklinik Bochum, Viszeralchirurgie, Bochum, Germany
  • 2Katharinen Krankenhaus, Viszeralchirurgie, Unna, Germany
  • 3Universitätsklinik Bochum, Pathologie, Bochum, Germany

Einleitung: Nach erfolgter Whipple-Operation wegen Malignom oder zystischen Pankreastumoren geht man im Spätverlauf bei einem Ileus in der Regel von einem Tumorrezidiv/Peritonealkarzinose aus. An eine Amyloidose des Gastrointestinaltraktes wird dabei wenig gedacht. Bei der Amyloidose kommt es zur Ablagerung von abnorm veränderten Proteinen im Interstitium verschiedener Organe mit einer konsekutiv eingeschränkten Funktion oder Funktionsverlust, wobei zwischen primärer (unbekannte Ätiologie), sekundärer (chronische Entzündung/Neoplasie) und familärer Amyloidose unterschieden wird. Die Ablagerungen im Magen-Darmtrakt betreffen am häufigsten den Dünndarm.

Material und Methoden: 3 Patienten wurden im Jahre 07/08 aufgrund einer chronischen Ileussymptomatik in unserem Krankenhaus vorstellig. Es handelte sich um 2Männer (82, 70 Jahre) und eine Frau (79 Jahre). Bei allen Patienten war Monate zuvor (4, 5 und 13 Monate) eine Whipple Operation durchgeführt worden (2x Malignom; 1x seröses Pankreaszystadenom).

Ergebnis: Bei chronischem Ileus wurde bei den Patienten eine diagnostische Laparotomie durchgeführt. Intraoperativ zeigten sich ausgedehnte breitflächige Verwachsungen, wobei der Dünndarm bei allen Patienten komplett von einer „zuckerguß“-artigen Substanz überzogen war, so dass die Darmmotiliät stark einschränkt war. Es wurde eine ausgiebige Adhäsiolyse und Darmdekompression durchgeführt.

Histologisch wurde mittels Kongorot Färbung eine ausgeprägte diffuse Amyloidablagerungen nachgewiesen. Die immunhistochemische Typisierung ergab AA-Amyloid. Postoperativ war bei Magen-Darm-Atonie das Belassen der Magensonde über >5 Tage, sowie die Gabe von Prokinetika notwendig. Zwei Patienten konnten nach verlängertem Krankenhausaufenthalt beschwerdefrei entlassen werden. Ein Patient verstarb kurz nach Verlegung in ein heimatnahes Krankenhaus aufgrund der nicht zu beherrschenden Magen-Darmatonie und schwerer akuter Altersdepression.

Diskussion: Die sekundäre Amyloidose des Dünndarmes nach vorausgegangener Whipple-Operation ist eine seltene Ursache für einen chronischen Ileus, an die es neben einer möglichen Peritonealcarcinose zu denken gilt. Nur die explorative Laparotomie kann diesen Befund bestätigen, weshalb diese nach unserer Meinung großzügig zu stellen ist.