Z Gastroenterol 2008; 46 - V23
DOI: 10.1055/s-0028-1089369

4 Jahre Follow-up der Herner Vorsorgekoloskopie-Datei: Hochsignifikanter Überlebensvorteil für Karzinompatienten entdeckt bei der Screening-Koloskopie im Vergleich zu Karzinompatienten entdeckt bei der Indikations-Koloskopie

H Hartmann 1, D Hüppe 1, G Felten 1, M Kemen 2, A Tannapfel 3, A Gillessen 4, A Katalinic 5
  • 1Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Germany
  • 2Evangelisches Krankenhaus, Chirurgische Klinik, Herne, Germany
  • 3Ruhr-Universität Bochum, Institut für Pathologie, Bochum, Germany
  • 4Herz-Jesu-Krankenhaus, Innere Medizin und Gastroenterologie, Münster, Germany
  • 5Universität Lübeck, Institut für Krebsepidemiologie, Lübeck, Germany

Einleitung: Seit 2002 wird die Screening-Koloskopie in Deutschland für Individuen ab 55 Lebensjahren seitens der GKV angeboten. Die Akzeptanz ist bisher relativ niedrig, vermutlich auch deshalb weil ein individueller Nutzen fraglich erscheint. Bei ca. 1% der mittels Screening Untersuchten wird ein Kolorektales Karzinom diagnostiziert. Im Vergleich zur Indikations-Koloskopie altersgleicher Patienten werden anläßlich des Screenings prognostisch günstigere Tumorstadien beobachtet, d.h. ca. 90% der Karzinome sind den UICC-Stadien I und II zuzuordnen. In einer ersten prospektiven 3Jahres-Studie konnte für Karzinompatienten in der Screeninggruppe ein Überlebensvorteil im Vergleich zu Patienten der Indikations-Koloskopie-Gruppe gezeigt werden.

Ziele: Der Überlebensvorteil für Karzinompatienten der Screeninggruppe sollte im Follow-up näher charakterisiert werden.

Methodik: Im Zeitraum von Oktober 2002 bis zum September 2006 wurden konsekutiv die Daten von 6387 Individuen, die sich zur Screening-Koloskopie in einer Gastroenterologischen Fachpraxis vorstellten, erfasst. Zeitgleich wurden 5391 Indikationskoloskopien bei Patienten vergleichbaren Alters durchgeführt. Bei allen Karzinompatienten beider Gruppen konnten Tumorstadium und Überleben bis zum 30.09.2007 (nach Kaplan-Meier) analysiert werden.

Ergebnisse: In der Screening-Gruppe wurden 73 Karzinome diagnostiziert (1,1%), in der Indikationsgruppe 149 Karzinome (2,8%). Männliche Patienten waren in beiden Gruppen prozentual häufiger betroffen. In der Screeninggruppe betrug zum 30.09.07 die Überlebenswahrscheinlichkeit 95%, in der Indikationsgruppe 69% (hochsignifikant, log rank test, Mantel-Cox). Subgruppenanalysen in Altersklassen (z.B. 55–59 Jahre oder 75–79 Jahre) zeigten jeweils weitgehend identische Unterschiede zwischen den Screening- bzw. den Indikationsgruppen.

Schlussfolgerung: Die Vorsorge-Koloskopie detektiert nicht nur niedrigere Tumorstadien des Kolorektalen Karzinoms sondern verlängert auch hochsignifikant das Überleben der Karzinompatienten im Vergleich zu altersähnlichen symptomatischen Patienten der Indikations-Koloskopie-Gruppe. Entsprechend leistet die Screening-Koloskopie einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Morbidität und der Mortalität für das Kolorektale Karzinom.