Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_04_25
DOI: 10.1055/s-0028-1089253

Maternaler Todesfall im Wochenbett bei Erstdiagnose eines Myelodysplastischen Syndroms während der Schwangerschaft – Eine klinische Falldarstellung

S Markert 1, A Markert 2, H Veelken 2, J Finke 2, H Prömpeler 3, M Kunze 3
  • 1Universitäts-Frauenklinik Freiburg, Freiburg
  • 2Medizinische Universitätsklinik Freiburg, Freiburg
  • 3Universitäts-Frauenklinik Freiburg, Freiburg

Perinatale Todesfälle durch Grunderkrankungen oder Infektionen der Mutter sind heutzutage selten. Wir berichten über eine 39-jährige IV Gravida/II Para, die in der 33. SSW nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf durch eine Panzytopenie im Rahmen eines respiratorischen Infekts auffiel. Es erfolgten interdisziplinäre Konsile. Unauffällige Infektserologie. Nach Knochenmarkpunktion Diagnose einer Myelodysplasie mit Blastenexzess (MDS RAEB-T). Bei stabilen Blutwerten bestand von internistischer Seite kein Handlungsbedarf. Der weitere Schwangerschaftsverlauf war unauffällig. Auf Wunsch der Patientin wurde eine primäre Sectio in der 38. SSW in einem heimatnahen Krankenhaus durchgeführt. Entbindung eines gesunden Jungen. Am gleichen Abend Fieberentwicklung bis 40°C und über Tage anhaltend. Eine intravenöse Antibiotikatherapie wurde am 4. postpartalen Tag begonnen. Am 10. postpartalen Tag Verlegung in die onkologische Abteilung der Universitätsklinik, hier Diagnose einer AML Typ M0/M1 mit hochfieberhaften Infekt bei Panzytopenie und V.a. Aspergilluspneumonie. Trotz Antibiotikaeskalation und antimykotischer Therapie kam es zur respiratorischen Verschlechterung mit progredienten Lungeninfiltraten, so dass eine Beatmung notwendig wurde. Nach der Induktionstherapie (Cytarabin, Daunorubicin) entwickelte sich eine fortschreitende Sepsis mit schwerem ARDS, dialysepflichtigem ANV und Leberversagen. Exitus letalis im Multiorganversagen im Rahmen einer AML 40 Tage nach der Entbindung. Bei postpartalem Fieber sollte eine zeitnahe intravenöse Antibiotikatherapie erfolgen. Die Betreuung von Schwangeren mit hämatologischer Grunderkrankung erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit.