Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_03_45
DOI: 10.1055/s-0028-1089075

Ist eine stadienadaptierte Operationsradikalität bei Darmendometriose sinnvoll?

AK Frevel 1, P Schöll 1, W Probst 2, KW Schweppe 1
  • 1Frauenklinik Ammerland, Westerstede
  • 2Klinik für Allgemeinchirurgie der Ammerland-Klinik, Westerstede

Frage: Welche operative Radikalität ist für die verschiedenen Schweregrade bei Darmendometriose notwendig?

Hintergrund: Die rASRM Klassifikation berücksichtigt nur die peritonealen und ovariellen Herde, nicht aber den tief infiltrierenden Typ. Dafür entwickelte die SEF eine Klassifikation (ENZIAN)(Tuttlies u. Mitarb. 2005).

Eine dem Schweregrad angepasste operative Radikalität bedeutet: Bei Befall der Seromuskularis oder Muskularis ohne Infiltration der Mukosa ist eine mukosa saving resection (MSR) anzustreben. Bei Infiltration aller Darmwandschichten ist eine „disk resection“ durchzuführen und bei stenosierendem Befall ist eine Segmentresektion mit Anastomose nötig.

Material und Methode: Die retrospektive Analyse von 104 OP-Berichten und Histologien aus 2005 bis 2007 ist Grundlage dieser Untersuchung. Schweregrad anhand des intraoperativen ENZIAN-Stadiums, Multifokalität, OP-Art, OP-Dauer, intra- und postoperative Komplikationen wurden erfasst.

Ergebnisse: Je nach Ausdehnung (Volumen, laterale und kaudale Ausdehnung) ist ein anderes OP-Verfahren durchzuführen. In 84 Fällen wurde eine Segmentresektion mit End-zu-End-Anastomose, in 19 Fällen eine Disk-Resektion und bei 11 Patientinnen eine MSR durchgeführt. In 19% der Fälle (20 Patientinnen) lag Multifokalität vor, wobei bei 13 Patientinnen kombinierte Verfahren angewendet wurden.

Diese Untersuchung zeigt, dass die ENZIAN-Klassifikation für die Situsbeschreibung geeignet ist, und für prospektive Studien über verschiedene Operationstechniken bei tief infiltrierender Endometriose angewendet werden sollte; und dass eine individuelle, dem Schweregrad angepasste operative Radikalität zur Behandlung der Darmendometriose adäquat ist.