Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_03_17
DOI: 10.1055/s-0028-1089048

Thrombopoetin- ein neuer Migrationsfaktor für uterine NK Zellen in humaner Dezidua

SE Segerer 1, L Rieger 1, A Hönig 1, F Martignoni 1, U Kämmerer 1, J Dietl 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Würzburg, Würzburg

Einführung: In der Dezidua der Frühschwangerschaft können bedeutende Veränderungen hinsichtlich der Verteilung von Immunzellen beobachtet werden. Während der Frühschwangerschaft kommt es hier zu einem massiven Anstieg von Leukozyten: Welche Faktoren das vermehrte Auftreten dieser Zellpopulation bewirken, ist nicht bekannt. Thrombopoetin (TPO) spielt sowohl in der Erythro- und Granulozytopoese eine bedeutende Rolle. 2006 wurde erstmals von Romanelli et al. nachgewiesen, dass TPO auch eine chemotaktische Wirkung auf Hepatoblastomzellen besitzt. Bei der Untersuchung humaner Dezidua mittels Cytokine-Array stellte unsere Arbeitsgruppe erstmals fest, dass TPO in humaner Dezidua exprimiert wird. Welche Rolle TPO an der fetomaternalen Grenzzone besitzt, ist bislang nicht bekannt.

Methoden: Zunächst wurde die Expression von TPO in nativem dezidualen Gewebe durch Western Blot untersucht. Hierauf wurden uNK Zellen aus Gewebelysaten nativer Dezidua der 7.–8. Schwangerschaftswoche isoliert. Zur Feststellung der chemotaktischen Potenz von TPO auf uNK Zellen wurde ein Matrigel-Invasionsassay durchgeführt.

Ergebnisse: Die bereits im Cytokine Array festgestellte Expression von TPO in humaner Dezidua wurde erneut durch Western Blot verfiziert. In den Migrationsexperimenten zeigte sich, dass TPO eine chemotaktische Potenz besitzt, die im Vergleich zu den Chemokinen IL–8 oder ENA–78 jedoch deutlich geringer ausgeprägt ist.

Zusammenfassung: In dieser Arbeit konnte erstmals nachgewiesen werden, dass TPO eine Rolle bei der Induktion der Migration uteriner NK Zellen spielt. TPO kommt somit eine wichtige Bedeutung zur Generierung eines adäquaten fetomaternalen Mikromilieus in humaner Dezidua zu.