Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_03_07
DOI: 10.1055/s-0028-1089038

Sekundäres Lymphödem der Vulva nach Geburtsverletzung–eine ernstzunehmende Rarität

K Huber 1, K Schreyer 1, S Sabus 1, T Fischer 1
  • 1Frauenklinik,Krankenhaus Landshut-Achdorf, Landshut

Kasuistik:

Ein Lymphödem der Vulva nach Abszeß an der Episiotomie ist eine sehr seltene Wochenbettskomplikation, die bisher in der Literatur nicht erwähnt ist.

Eine 25 jährige I Para stellte sich in unserer Abteilung 4 Wochen nach Vakuumextraktion mit Abszeß an der Vulva vor. Der Abszeß wurde inzidiert, zwei Stunden später kam es zu einer massiven, faustgroßen Schwellung der rechten großen und kleinen Labie. Ein Hämatom und eine Thrombose konnten ausgeschlossen werden. Die massive Schwellung und die kaum tolerierbaren Schmerzen persistierten trotz breiter antibiotischer Abdeckung über Wochen. Die einzige wirksame Therapie war die manuelle Lymphdrainage, die aufgrund der starken Schmerzen in PDA durchgeführt wurde. Die Behandlung musste jedoch über mehrere Monate fortgesetzt werden.

Diskussion:

Man muss davon ausgehen, dass es sich hierbei um einen infektiös bedingten Lymphschaden handelt. Sekundäre Lymphödeme kennt man v.a. bei Patienten nach Karzinomoperationen.

Das Lymphgefäßsystem kann durch Operation, Bestrahlung, Verletzung, Paralyse, Spasmus oder wie in diesem Fall durch Infektion geschädigt werden.

Bisher zeigten bei Lymphödemen weder medikamentöse noch chirurgische Therapieverfahren einen Erfolg. Alleine die manuelle Lymphdrainage (komplexe physikalische Entstauungstherapie) und die Kompressionsbehandlung konnten zur Behandlung von sekundären Lymphödemen erfolgreich eingesetzt werden. Folgeschäden wie sekundäre Infektionen können durch diese Therapieverfahren reduziert werden. Insgesamt ist die Behandlung jedoch sehr langwierig und eine völlige, dauerhafte Normalisierung des Lymphabflusses lässt sich auch dadurch nicht erreichen.