Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_02_01
DOI: 10.1055/s-0028-1088924

Geburtsbedingte Fisteln in Äthiopien – Was können wor tun?

J Ritz 1, A Weidner 1, SI Rahlenbeck 1
  • 1Fistula e.V., Bruchsal

Nach Schätzungen der WHO leiden weltweit über 2 Mio. Frauen an geburtsbedingten Fisteln; die jährliche Inzidenz beträgt 50.000–100.000 (WHO 2006). In Äthiopien (85% Landbevölkerung), ist dies ein großes Problem: jährlich entstehen mehr als 5000 Neuerkrankungen. Die Prävalenz unbehandelter Fisteln liegt hier bei 1.5 pro 1.000 Frauen (Mulu et al 2007). Sie entstehen als Folge eines protrahierten Geburtsverlaufes – wenn keine notfallmedizinische Versorgung möglich ist. Vesiko-vaginale Fisteln (VVF) stellen mit 78% das Gros des Vorkommens dar, während rekto-vaginale bei 7% und kombinierte Formen bei 15% der Patientinnen zu finden sind. Prädisponierend sind Eigenschaften, die eine fetal-pelvic disproportion fördern, besonders eine frühe Erst-Schwangerschaft und Mangelernährung bei kleiner Statur zu nennen (Mulu et al 2007).

Sozio-demographische Variablen der Patientinnen im Fistula Hospital, Addis Abeba waren: mittleres Alter beim Auftreten der Fistel: 17,8 Jahre (SD 3,2), mittleres Alter bei Heirat: 14,7 Jahre (SD 2,6), mittlere Größe 149 cm, Entfernung des Wohnortes der Patientinnen zur Fistelklinik: 700km. Die Dauer der Wehen betrug durchschnittlich 3,8 Tage und 44% der Patientinnen entbanden zu Hause. Geburtsbedingte Fisteln stellen eine Armutserkrankung dar–sie können verhindert werden wie das lsquor;Aussterbenrsquor; von Fisteln in industrialisierten Ländern vor mehr als 100 Jahren eindrucksvoll belegt (Wall 2006). Die Verbesserung der notfallmedizinischen Versorgung sowie eine Vor-Ort-Betreuung von Risikoschwangerschaften sind wichtig: Ausbau und Unterhalt von Outreach Zentren, Prävention durch Aufklärung, Förderung von Ausbildung im Land (Hebammen) und international (Ausbildung von Medizinern).