Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Endo_01_15
DOI: 10.1055/s-0028-1088881

Ist die Spermaqualität HIV-infizierter Männer mit Kinderwunsch durch die Antiretrovirale Therapie verschlechtert?

D Müller 1, M Gentili 1, M Weigel 2, M Sütterlin 3
  • 1Universitätsfrauenklinik Mannheim, Mannheim
  • 2Leopoldina Krankenhaus Schweinfurt - Frauenklinik, Schweinfurt
  • 3Universitätsklinikum Frauenklinik Mannheim, Mannheim

Fragestellung: Bei der Aufbereitung von Spermien HIV-infizierter Männer für die assistierte Reproduktion bei HIV-diskordanten Ehepaaren fielen gehäuft eingeschränkte Spermiogramme auf. Die vorliegende Studie geht daher der Frage nach, ob bei HIV-Infizierten die Spermienqualität alteriert ist.

Material und Methodik: Die Spermiogramm-Parameter von 133 HIV-Infizierten wurden den Spermiogrammen einer Vergleichsgruppe (n=93) aus unserem IVF-Programm gegenübergestellt, bei denen die Therapie wegen einer tubaren Sterilität der Ehefrau erfolgte. Bei den HIV-seropositiven Männern wurden Subgruppen mit antiretroviraler Therapie (n=100) und therapienaiven Infizierten (n=33) untersucht. Die statistische Analyse erfolgte mittels t-Test und U-Test.

Ergebnisse: Die Ejakulate HIV-Infizierter zeigen eine signifikante Einschränkung hinsichtlich Volumen (p<0,0001), progressiver Gesamtmotilität (p=0,02) und Morphologie (p=0,001). Die Subgruppenanalyse zeigt, dass unter antiretroviraler Therapie Volumen (p<0,0001), Progressivmotilität (p=0,02) und Morphologie (p=0,0003) gegenüber der Vergleichsgruppe reduziert sind, während bei Gegenüberstellung therapienaiver HIV-Infizierter vs. Vergleichsgruppe lediglich das Volumen (p=0,014) deutlich vermindert ist. Der Vergleich beider Subgruppen untereinander zeigt keine signifikanten Unterschiede.

Schlussfolgerung: Die Spermiogramme HIV-infizierter Männer unterscheiden sich deutlich von denen Nicht-Infizierter hinsichtlich Volumen, Motilität und Morphologie. Eine antiretrovirale Therapie scheint zur Verschlechterung der Spermienqualität zu führen. Dies ist gut durch die mitochondriale Toxizität der verwendeten Medikamente erklärbar.