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DOI: 10.1055/s-0028-1088731
Schwangerschaft und Adipositas per magna
Zusammenfassung Fragestellung: In der Perinatalmedizin gewinnt die Adipositas permagna (morbide Adipositas) mit einer Häufigkeit von ca. 1% auch aufgrund der steigenden Inzidenz der juvenilen Adipositas zunehmend an Bedeutung. In einer retrospektiven Kohortenstudie wird die Risikoschwangerschaft Adipositas permagna (BMI >40) charakterisiert. Die Datenanalyse liefert neben epidemiologischen Erkenntnissen auch praxisrelevante Ergebnisse für die Erstellung von Empfehlungen zur präkonzeptionellen – und Schwangerenberatung bei Adipositas permagna. Populationsstudie: Die in der Kohortenstudie verwendeten Daten stammen aus 8 Bundesländern Deutschlands der Jahre 1998–2000 (n=508.926 Schwangere mit Einlingsgeburten). Schwangere mit einer Adipositas permagna–Gruppe 1: BMI 40,00–44,99; n=3.188 und Gruppe 2: BMI ³ 45,00; n=787–wurden mit einer Normalpopulation mit einem BMI 18,50–24,99 (n=320.148) hinsichtlich Schwangerschafts-, Geburts- und Neugeborenenrisiken verglichen. Die somatische Klassifikation der Neugeborenen erfolgte entsprechend der 10. Gewichtsperzentile (Neugeborenen – Hypotrophie) und der 90. Perzentile (Neugeborenen – Hypertrophie, fetale Makrosomie). Der Chi²-Test diente zur Signifikanzprüfung. Aufgrund der hohen Fallzahlen erwiesen sich alle Unterschiede zwischen der Vergleichsgruppe (BMI 18,50–24,99) und der gesamten Adipositas permagna-Gruppe (mütterlicher BMI ³ 40) als hochsignifikant (p<0,001). Ergebnisse: Das vorliegend ermittelte Risikoprofil der morbid adipösen Schwangeren zeigt hauptsächlich Erkrankungen in der Schwangerschaft, wie Hypertonie, Präeklampsie und Gestationsdiabetes. Eine Hypertonie tritt in 1,2% der Verglcihsgruppe auf, hingegen in 17,1% (BMI=40,00–44,99) und in 23,3% (BMI >45) bei Adipositas permagna. Das Geburtsrisiko-Merkmal Gestose /Eklampsie wurde bei Schwangeren mit einem BMI ³ 45 in 23,3% von 787 Fällen angegeben. Zeichen einer fetalen Hypoxämie fanden sich in 21,1% in der Vergleichsgruppe vs. 30,9% bzw. 33,9% bei Adipositas permagna. Bei einem BMI >45 beträgt die Sektiorate 38,4%. Die anamnestischen Risiken sowie die Schwangerschafts- und Geburtsrisiken sind in Tab. 2 dargestellt. Das vorliegend ermittelte Risikoprofil der morbid adipösen Schwangeren zeigt hauptsächlich Erkrankungen in der Schwangerschaft, wie Hypertonie, Präeklampsie und Gestationsdiabetes. Der hohe Anteil hypertropher Neugeborener bei Müttern mit einem BMI ³ 45,00 (25,9%) liegt um das 3,3-fache höher als in der Normalpopulation. Bei mütterlicher Adipositas permagna ist der relative Anteil der Neugeborenen mit einem Apgar Wert <4 (5rsquor;post natum) dreimal so hoch wie bei Neugeborenen normalgegewichtiger Mütter (0,9% bzw. 0,8% vs. 0,3%). Schlussfolgerungen: Bei einem BMI ³ 40 sind Komplikatioen wie Präeklampsie, Gestationsdiabetes, drohende fetale Hypoxie, fetale Makrosomie sowie neonatale Infektionen und Hyperbilirubinämie signifikant erhöht. Sowohl die Adipositas als auch die mütterlichen Komorbiditäten sind für die erhöhte Sektiorate bis zu 38,4% bei einem mütterlichen BMI ³ 45 verantwortlich. Während der Schwangerschaft sind die metabolische und kardiologische Überwachung sowie eine sorgfältige Geburtsplanung bedeutsam. Präkonzeptionell stellt die Gewichtsreduktion einen Therapieansatz dar. Kennwörter; Adipositas permagna, Hypertonie, Präeklampsie, Gestationsadiabetes, fetale Makrosomie.