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DOI: 10.1055/s-0028-1088663
Risiken einer Interferontherapie in der Frühschwangerschaft
Einführung: Die immunmodulatorische Wirkung von Interferonen wird zunehmend zur Therapie von Enzephalitis disseminata, chronischer Hepatitis, essentieller Thrombozythämie und onkologischen Erkrankungen eingesetzt. Epidemiologische Studien zur Teratogenität von Interferonen beim Menschen liegen bislang nicht vor.
Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1993 und 2007 51 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Interferonen in der Schwangerschaft dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n=679) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.
Ergebnisse: Die Spontanabortrate nach Anwendung von Interferonen unterschied sich mit 11,4% (5/44) nicht signifikant vom Kontrollkollektiv mit 11,6% (77/661). Kongenitale Anomalien wurden nach Medikation mit Interferonen nicht beobachtet; im Kontrollkollektiv betrug die Fehlbildungsrate 4,5% (relatives Risiko 0,03; 95%-Konfidenzintervall 0,00–2,61). Allerdings lag die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ohne embryopathische Indikation nach Therapie mit Interferonen (7/51=13,7%) signifikant (p<0,001) über dem Anteil in der Kontrollgruppe (18/679=2,7%). Unter den 39 ausgetragenen Schwangerschaften wurde in 29 Fällen die Anwendung von Interferonen nach Feststellung der Schwangerschaft im ersten Trimenon abgesetzt.
Schlussfolgerung: Unsere prospektive, kontrollierte Followup-Studie konnte kein teratogenes Potential von Interferonen nachweisen. Allerdings sollten weitere reproduktionstoxikologische Daten gesammelt werden, um Patientinnen mit Kinderwunsch unter Interferontherapie zuverlässig beraten zu können.
Interferon - Schwangerschaft - Fehlbildungen - Aborte - mütterliche Erkrankung