Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_Gyn_01_05
DOI: 10.1055/s-0028-1088574

Resistenzentwicklung im Rahmen der antiretroviralen Transmissionsprophylaxe HIV-infizierter Schwangerer

A Gingelmaier 1, J Eberle 2, K von Weizsäcker 3, M Sovric 1, R Kaestner 1, K Friese 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Max-von-Pettenkofer-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, München
  • 3Klinik für Frauenheilkunde, Charite, Campus Virchow Klinikum, Berlin

Fragestellung: HIV-infizierter Schwangere erhalten inzwischen routinemässig antiretrovirale Medikamente (ART) zur vertikalen Transmissionsprophylaxe von HIV, auch wenn sie selbst keine Therapieindikation haben. Führt die Gabe dieser ART in der Schwangerschaft im Rahmen der maternofetalen Transmission zu einer Resistenzentwicklung, wodurch zukünftige Therapieoptionen HIV-infizierter Frauen reduziert werden könnten?

Methodik: in einer prospektiven Untersuchung wurde bei selbst nicht therapiebedürftigen HIV-infizierten Schwangeren an zwei Universitätsfrauenkliniken (München, Berlin) eine genotypische Resistenztestung vor Ansetzen einer antiretroviralen Transmissionsprophylaxe und 4–8 Wochen postpartal nach Absetzen derselben vorgenommen. Immunologische und virologische Parameter wurden mitberücksichtigt. Mehrere Resistenzalgorithmen z.B. Stanford wurden zur Auswertung herangezogen.

Ergebnisse: bei 35 HIV-infizierten Schwangere fand sich bei einer Patientin eine vorbestehende primäre Resistenz gegenüber dem Proteaseinhibitor (PI) Saquinavir. Die Interpretation der neu entstandenen genotypischen Mutationen des HI-Virus im Bezug auf die antiretrovirale Therapie, die die Patientinnen in der Schwangerschaft erhalten haben, zeigte keine klinisch relevante Resistenzentwicklung bei einer vorwiegend PI-basierten ART.

Schlussfolgerung: Eine vorwiegend PI-basierte ART als Transmissionsprophylaxe bei HIV-infizierten Schwangeren hat in dieser Untersuchung keine Neumutationen gezeigt, die eine klinische relevante Resistenzentwicklung gegenüber antiretroviralen Medikamenten verursacht und somit kann davon ausgegangen werden, dass die zukünftigen Therapieoptionen dieser Frauen erhalten bleiben.