Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_292
DOI: 10.1055/s-0028-1088528

Situation der ambulanten pflegerischen Palliativversorgung im Freistaat Sachsen

U Rosenbaum 1, J Papke 2
  • 1Westsächs. Hochschule Zwickau (FH), FB Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Zwickau
  • 2Praxis Innere Medizin und Onkologie, Neustadt/Sachsen

Fragestellung: Da in der interdisziplinären Palliativversorgung insbesondere der Pflege eine herausragende Rolle zukommt, untersuchten Studenten des Studienganges Pflegewissenschaften im Rahmen eines Projektseminars die Situation ambulanter Pflegedienste hinsichtlich des Leistungsangebotes Palliative Care (PC) im Freistaat Sachsen. Methoden: Anhand eines strukturierten Interviewleitfadens sowie eines Fragebogens wurden ambulante Pflegedienste befragt. Die Ergebnisse wurden in Kategorien zusammengefasst und verglichen. Auswertung erfolgte mit dem SPSS-System. Ergebnisse: Es wurden 26 Pflegedienste in Sachsen untersucht. 42% bieten seit Gründung PC an; 61% berichten über den bestehenden Bedarf an PC. Die Motivation, PC anzubieten, ergab sich bei 27% aus Anfragen von Zuweisern, zu 12% aus der alltäglichen pflegerischen Arbeit. Unterschied zwischen PC und allgemeiner Behandlungspflege wird zu 31% in dem höheren Betreuungsaufwand gesehen; zu 23% im Erhalten von Lebensqualität, zu 23% im höheren Betreuungszeitaufwand; zu 15% in der nicht gegebenen Finanzierung von PC, zu 12% im höheren Ausbildungsaufwand. Bedarf an PC wurde zu 35% erkannt durch Nachfragen von Hausärzten, Kliniken und Angehörigen; zu 8% durch die bisherige Pflege des Patienten und zu 4% durch Wunsch nach einem Lebensende zu Hause. Versorgung wird umgesetzt zu 81% durch Beratung in PC, zu 62% durch entsprechende Qualifikation der Mitarbeiter, durch interprofessionelle Zusammenarbeit mit Sozialdiensten (31%), Psychologen (27%) und Hospizdiensten (23%). 35% der Dienste erleben eine relevante Konkurrenz regional. Die Realisierung der PC erfolgt zu 88% durch 24-h-Rufbereitschaft, zu 54% durch Bezugspflege. Kommunikation erfolgt zu 92% bei der Dienstübergabe. 23% der Dienste haben eine Supervision. Finanzierung erfolgt zu 58% durch die GKV, 35% durch Privatleistungen und zu 8% durch Spenden. 65% der Dienste sehen finanzielle Probleme bei der Realisierung der PC, 31% bemängeln die ausschließliche Honorierung von Grund- und Behandlungspflege; 19% kritisieren mangelnde Aufklärung und Information über PC. Schlussfolgerungen: Bei ambulanten Pflegediensten besteht eine hohe Motivation, palliativpflegerische Leistungen anzubieten. Deren Umsetzung gelingt in weitaus geringerem Maß. Zwei Drittel der Dienste berichten über finanzielle Probleme bei Erbringung von PC. Alternative Finanzierungen erfolgen über Privatleistungen und Spenden. Kooperation in Netzstrukturen erweist sich als wirtschaftlich sinnvoll. Im Bedarfsfall werden von den meisten Diensten auch Beratungen und Rufbereitschaft angeboten. Die Finanzierung von PC-Leistungen durch die gesetzlichen Krankenkassen dürfte angesichts der bestehenden Bereitschaft und Motivation der Leistungserbringer die aktuelle Betreuungssituation deutlich verbessern.