Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_285
DOI: 10.1055/s-0028-1088521

Betreuungsbedarf bei minderjährigen Kindern und Enkelkindern von Patienten einer Palliativstation

U Siepmann 1, N Seibert 2, G Trabert 2, M Weber 1
  • 1Universitätskliniken Mainz, III. Med. Klinik/Palliativstation, Mainz
  • 2Flüsterpost e.V., Beratungsstelle, Mainz

Fragestellung: Erkrankt ein Familienmitglied an Krebs, betrifft dies nicht nur die erkrankte Person, sondern das ganze Familiensystem. In Kooperation mit Flüsterpost e.V. (Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kindern krebskranker Eltern) wurde auf der Interdisziplinären Palliativstation des Universitätsklinikums Mainz ein niedrigschwelliges Betreuungsangebot für Kinder krebskranker Patienten etabliert. Hierzu gehört insbesondere die Bereitstellung eines kindgerecht eingerichteten Beratungsraumes für eine hauptamtlich tätige Sozialpädagogin der Flüsterpost. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, den Betreuungsbedarf minderjähriger Kinder bzw. Enkelkinder aus Sicht der auf der Palliativstation aufgenommenen Patienten zu erfassen. Methodik: In einem Zeitraum von sechs Monaten (1.7.07–31.12.07) wurde auf der Interdisziplinären Palliativstation der Universitätsklinik Mainz der Betreuungsbedarf aus Sicht der Patienten anhand eines strukturierten Fragebogens erfasst. Ergebnisse: Von 92 im 2. Halbjahr 2007 aufgenommenen Patienten (Wiederaufnahmen wurden nicht berücksichtigt) konnten 79 Bögen (86%) ausgewertet werden. 43 Patienten (54%) hatten keine minderjährigen Kinder oder Enkelkinder. 9 Patienten (11%) hatten eigene Kinder und 27 Patienten (34%) Enkelkinder im Alter unter 18 Jahren. Wenngleich fast alle Eltern mit minderjährigen Kindern angaben, mit diesen bereits über den Ernst der Situation gesprochen zu haben (7/9), so beschäftigte sie diese Frage mehrheitlich weiterhin sehr (3), ziemlich (2) oder zumindest mäßig (1). 6 von 9 Familien glaubten, dass eine fachliche Unterstützung für sie hilfreich sein könnte. Fünf nahmen diese im Folgenden in Anspruch. Von den betroffenen Großeltern waren 8 von 27 in unterschiedlichem Ausmaß durch die Frage beschäftigt, ob und wie sie mit ihren Enkelkindern über den Ernst der Situation sprechen sollten. Die gleiche Zahl hielt eine fachliche Unterstützung sicher (4) oder möglicherweise (4) für hilfreich. Schlussfolgerung: Knapp die Hälfte der auf einer Palliativstation aufgenommenen befragten Patienten hat minderjährige eigene Kinder oder Enkelkinder. Die Frage, wie mit den Kindern über den Ernst der Situation gesprochen werden soll, beschäftigt nicht nur die Mehrzahl der Eltern, sondern auch ein Drittel der erkrankten Großeltern.