Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_283
DOI: 10.1055/s-0028-1088519

Subkutane Gabe von Medikamenten in Palliativstationen, Hospizen und onkologischen Stationen in Deutschland

MS Braun 1, 2, N Hausmann 3, S Lorenzl 1, C Bausewein 4
  • 1München
  • 2München
  • 3Universität München, Palliativmedizin, München
  • 4Kings' College London, Department of Palliative Care, Policy and Rehabilitation, London, Großbritannien

Methode: Postalische Umfrage mittels strukturierter Fragebögen (n=381) auf allen deutschen PS, HO und OS. Ergebnisse: Rücklauf 238/381 (62,46%). Med. werden routinemäßig in 97/100 (97%) der HO, 87/90 (97%) der PS und 34/47 (72%) der OS s.c. appliziert. Hauptindikationen für die s.c. Gabe: Übelkeit, Erbrechen, Terminalphase, Dysphagie und Bewusstseinstörung. Hauptkontraindikationen: Ablehnung durch den Patienten, Ödeme und Gerinnungsstörungen. Morphin, Midazolam, Haldol und Butylscopolamin werden regelmäßig in PS, HO und OS gegeben. Med. werden in 61/100 (61%) HO, 64/90 (71%) PS und 10/47 (21%) OS gemischt. Hauptgründe für die Ablehnung von Mischungen sind nicht gewährleistete Kompatibilität, mangelnde Anflutung, Ablehnung durch behandelnden Arzt sowie befürchteter Wirkungsverlust der einzelnen Substanzen. Die meisten Einrichtungen mischen weniger als drei (82/135) oder drei bis sechs (35/135) Med.. Häufige Mischungen bei PS sind: Morphin/Haldol (37/64), Novalgin/Buscopan (36/64), Morphin/Dormicum (34/64), Morphin/Buscopan (30/64), Novalgin/Morphin (28/64). Die thematische Analyse der offenen Fragen zeigte folgende Vorteile der s.c. Gabe: angenehm für Patienten, weniger invasiv als i.v. Applikation, anwendbar durch Pflegende und Angehörige und Einfachheit. Nachteile waren Applikation bei Patienten mit Kachexie/Ödemen, Dislokation der Nadel bei verwirrten Patienten, lokale Reizung an der Einstichstelle. Einige OS beurteilten die s.c. Gabe als ungewöhnlich und machten den Bedarf für spezielle Fortbildungen deutlich. Schlussfolgerung: Die s.c. Gabe ist in deutschen PS und HO und z.T. auch in OS eine weit verbreitete Applikationsform. Mischungen werden eher in spezialisierten Einrichtungen verabreicht. Bedarf für Schulung besteht v.a. in OS.