Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_279
DOI: 10.1055/s-0028-1088515

Bisphosphonat assoziierte Osteonekrosen im Kieferbereich – Patientenmanagement und Therapiemöglichkeiten unter Fortführung der Bisphosphonattherapie

S Hafner 1, S Otto 1, G Mast 1, M Ehrenfeld 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik- und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, München

Fragestellung: Bisphosphonat assoziierte Osteonekrosen im Kieferbereich (BRONJ, Bisphosphonate-Related Osteonecrosis of the Jaw) sind mittlerweile weitläufig bekannt. Aufgrund der bisherigen Publikationen und zunehmenden Fallzahlen sind insbesondere bei niedergelassenen Ärzten große Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren Therapie mit Bisphosphonaten entstanden. Nicht selten werden bei Patienten Bisphosphonate langfristig abgesetzt obwohl diese Maßnahme bisher keinen nachgewiesenen Effekt für die Prognose des weiteren Verlaufs oder der Therapie einer manifesten BRONJ hat. Chirurgische Abtragungen einer Osteonekrose haben das Risiko schwer zu kontrollierender Wundheilungsstörungen. Methoden: Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung mit BRONJ-Patienten (seit 2003) hat sich an unserer Klinik seit 2006 ein spezielles Behandlungsregime etabliert: Nach präoperativer antibiotischer Therapie erfolgt die Nekroseabtragung sowie postoperativ eine adjuvante Softlasertherapie (LLLT, Low-Level-Laser-Therapy) mit 4–6 Joule/cm2 (670nm, 200mW, cw) zur Unterstützung der Wundheilung und Förderung der Angioneogenese. Die Bisphosphonattherapie wird bereits präoperativ ggf. auf ein anderes Präparat (z.B. Ibandronat) umgesetzt und postoperativ fortgeführt. Ein perioperatives Aussetzen der Bisphosphonattherapie wird von uns nur bei ausgeprägten BRONJ und nur für einen kurzen Zeitraum von 1–3 Monaten empfohlen. Ergebnisse: Bisher wurden an unserer Klinik n=69 (48w/21m) Patienten mit BRONJ nach dem oben angegebenen Schema behandelt. Bei n=61 (88%) konnte eine vollständige Ausheilung erreicht werden. Die anderen n=8 (12%) Patienten haben die Behandlung abgebrochen oder sind an ihrer Grunderkrankung verstorben. Bei n=36 (52%) Patienten wurde Zoledronat als ursächliches Bisphosphonat evaluiert, gefolgt von Pamidronat mit n=11 (15%). Nur selten traten BRONJ bei Alendronat (n=2), Ibandronat (n=1) und Risedronat (n=1) auf. Bei den restlichen n=22 (31%) Patienten lagen Präparatekombinationen zugrunde. Schlussfolgerungen: BRONJ können durch chirurgische Abtragung in Kombination mit LLLT therapiert werden. Wundheilungsstörungen können durch LLLT deutlich eingeschränkt werden. Das Ab- oder langfristige Aussetzen von Bisphosphonaten scheint nach unseren Erfahrungen keinen Effekt auf die Therapie oder Prognose des weiteren Verlaufs einer ONJ zu haben. Aufgrund der häufig bösartigen Grunderkrankung des Patienten sollte die Bisphosphonattherapie ggf. mit einem Präparat mit geringer BRONJ-Inzidenz (z.B. Ibandronat) fortgeführt werden.