Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_261
DOI: 10.1055/s-0028-1088497

Prognosestellung bei fortgeschrittener Tumorerkrankung

S Stiel 1, N Krumm 1, L Radbruch 1, F Elsner 1
  • 1Uniklinikum der RWTH Aachen, Klinik für Palliativmedizin, Aachen

Hintergrund: Während etwa 80% der Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen über ihre Prognose hinsichtlich der Überlebenszeit aufgeklärt werden wollen, können Behandlerteams nur schwerlich Prognosen mit Zeitangaben abgeben, zumal sie die Überlebenszeit von Patienten aus einer Ritualisierung von Hoffnung bis um das fünffache überschätzen. Im klinischen Alltag ist die Einschätzung im Hinblick auf die Gestaltung der letzten Lebensphase dennoch häufig notwendig. Anträge und Aufnahmen in weitere Versorgung, Klärung familiärer Angelegenheiten sowie Zeit zum Abschied nehmen, sind einige Beispiele dafür. Es stellt sich die Frage, ob standardisierte Erfassungsinstrumente im Versuch der Prognosestellung hilfreich und geeignet sind. Methode: Für jeweils 30 Patienten der Palliativstationen in Aachen, Bonn und Köln wurden der Palliative Prognostic Score (PaP-S) und der Palliative Prognostic Index (PPI) erhoben und das Ergebnis mit der tatsächlichen Überlebenszeit sowie der ärztlichen Einschätzung korreliert. Multiple Regressionen werden zur Entwicklung eines besten Modells zur Prognosestellung für diese Stichprobe errechnet.

Ergebnisse:

Palliative Prognostic Score (PaP-S)

Palliative Prognostic Index (PPI)

Tatsächliche Überlebenszeit

Palliative Prognostic Score (PaP-S)

0,774

-0,429

Palliative Prognostic Index (PPI)

0,774

-0,443

Ärztliche Einschätzung

0,920

0,782

-0,364

Schlussfolgerung: Während die beiden Messinstrumente und die ärztliche Einschätzung nur mäßig geeignet zur Einschätzung der Prognose sind, stimmen beide Instrumente in ihrer Einschätzung ausreichend hoch überein. Sie eigenen sich beide als alleiniger Faktor in einer linearen Regression zur Errechnung der Überlebenszeit von Patienten in Tagen. Es stellt sich die Frage, ob der Erkenntnisgewinn durch das Ergebnis der Messinstrumente im klinischen Alltag eine Bereicherung der ärztlichen Einschätzung darstellen und das Gespräch mit dem Patienten um relevante Informationen erweitern kann.