Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_255
DOI: 10.1055/s-0028-1088491

Dialektische Gruppenintervention (DGI) für Angehörige palliativer Krebspatienten: eine randomisiert-kontrollierte Präventionsstudie

M Fegg 1, G Hauke 1, M Brandstätter 1, M Kögler 1, B Antretter 1, P Rechenberg-Winter 1, GD Borasio 1
  • 1Klinikum der Universität, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, München

Hintergrund: Während für Tumorpatienten psychoonkologische Unterstützungsprogramme entwickelt und evaluiert wurden, gibt es bisher kaum Angebote für Angehörige. Untersuchungen zeigen insbesondere eine hohe psychische Belastung von Angehörigen schwerkranker Palliativpatienten. Daher haben wir eine aus sechs Sitzungen à 150min. bestehende Unterstützungsgruppe (ca. 8 Teilnehmer) konzipiert. Diese Dialektische Gruppenintervention (DGI) basiert auf neueren Entwicklungen der Verhaltenstherapie („Dritte Welle“), die neben veränderungsorientierten Methoden auch akzeptanzfördernde Strategien einsetzt. Wichtige Elemente sind Achtsamkeit als eine Methode der Aufmerksamkeitslenkung und ein ressourcenorientiertes Vorgehen anhand des Wertemodells von Schwartz. Werte sind gerade in Krisensituationen eine wichtige Orientierung, denn sie sind positiv besetzt, zeitlich stabil und stellen das für die Person Wünschbare, Wertvolle und Wichtige dar. Fragestellungen: 1. Ist die DGI ein anwendbares und wirksames Unterstützungsangebot für Angehörige von Palliativpatienten hinsichtlich der Outcome-Parameter Lebensqualität und psychische Symptombelastung? 2. Ist die DGI einer Standard Care in der Unterstützung von Angehörigen von Palliativpatienten überlegen? Methodik: In einem randomisierten, kontrollierten Design soll die Anwendbarkeit und Effektivität dieser Gruppenintervention evaluiert werden. Beteiligte Institutionen sind das Interdisziplinäre Zentrum für Palliativmedizin der LMU München) und die Palliativstation am Krankenhaus München-Harlaching. Mithilfe von Selbstratingfragebögen (Baseline, Prä-, Post-Treatment, Follow-up nach drei Monaten) werden die Teilnehmer u.a. zum Ausmaß ihrer psychosozialen Belastung (Brief Symptom Inventory, BSI) und ihrer Lebensqualität (WHOQOL-Bref) befragt. Die Kontrollgruppe erhält eine dokumentierte Standard Care, bleibt sonst aber unbehandelt. Ergebnisse: Erste Ergebnisse einer Pilotgruppe mit n=4 Teilnehmern (3w, 1m, Alter: 54,8±11,3J.) zeigen eine Abnahme der psychischen Gesamtbelastung von BSI(prä)=0,9±0,7 auf BSI(post)=0,6±0,6 sowie eine Verbesserung der Lebensqualität von WHOQOL-Bref(prä)=83,3±16,1 auf WHOQOL-Bref(post)=87,3±20,1. Diskussion: Die noch sehr vorsichtig zu interpretierenden, ersten Ergebnisse zeigen eine Verbesserung in den Outcome-Parametern, die einer Bestätigung in der randomisierten Phase bedarf. Die Daten der ersten randomisierten Gruppen werden derzeit erhoben und evaluiert.