Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_232
DOI: 10.1055/s-0028-1088468

Überbringen schlechter Nachrichten – Etablierung eines Kommunikationstraining mit standardisierten Patienten in ein studentisches Pflichtseminar im Rahmen der Interdisziplinären Onkologie

B van Oorschot 1, S Neuderth 2, H Faller 2, M Flentje 1
  • 1Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum, Würzburg
  • 2Institut für Medizinische Psychologie und Psychtherapie, Universität, Würzburg

Fragestellung: Zur Verankerung der Palliativmedizin in der studentischen Ausbildung wurde 2003 von der DGP ein Gegenstandskatalog mit Lernzielen vorgelegt. Für die Studierenden sind Aufklärungsgespräche und Gespräche über Sterben und Tod besonders problematisch. Viele Studien belegen, dass durch den Einsatz standardisierter Patienten (geschulte Laienschauspieler) eine Vorbereitung auf den Umgang mit schwierigen realen Gesprächssituationen möglich ist. Vor diesem Hintergrund wurde ein Trainingskonzept für den Bereich „psychosoziale Aspekte/Kommunikation“ des Gegenstandskatalogs entwickelt. Methode: Im Sommersemester 2007 wurde im Rahmen der fächerübergreifenden „Interdisziplinären Onkologie“ ein verpflichtendes Kommunikationstraining für die Studierenden des 7. Semesters eingeführt. Das Projekt wird aus Studiengebühren finanziert. In der 90-minütigen Trainingseinheit wird zunächst ein Leitfaden zum Überbringen schlechter Nachrichten vorgestellt (SPIKES-Modell, Baile 2000). Im Anschluss daran werden Rollenspiele mit geschulten Laienschauspielern durchgeführt. Über den Einsatz von Beobachterchecklisten und durch strukturiertes Feedback soll eine nachhaltige Lernerfahrung ermöglicht werden. Die Seminare werden schriftlich evaluiert. Ergebnisse: Zum aktuellen Zeitpunkt liegen 295 Fragebögen vor (62% der Studierenden sind weiblich, das mittlere Alter liegt bei 23 Jahren; 31% der Studierenden hatten die Arztrolle übernommen). Die Zwischenauswertung zeigt, dass sich die Studierenden durch das Training besser in der Lage fühlen, eine schlechte Nachricht zu überbringen (90,9% Zustimmung), ehrlich mit Patienten zu reden, ohne deren Hoffnung zu zerstören (Zustimmung 82,8%) sowie Patienten und Familie in Entscheidungen einzubeziehen (Zustimmung 71,3%). Die Rollenspiele mit standardisierten Patienten wurden im Mittel als gut bis sehr gut bewertet (M=1,4 auf einer Schulnotenskala); ebenso das Feedback durch Schauspieler und Kursteilnehmer (M=1,5 bzw. M=1,8 auf einer Schulnotenskala). Der subjektive Kompetenzgewinn in der Arztrolle ist signifikant größer als in der Beobachterrolle. Schlussfolgerungen: Die positive Resonanz der Studierenden bestätigt den Nutzen des Trainings. Im Sommersemester 2008 soll die Zahl der Kleingruppen erhöht werden, so dass jeder Student die Arztrolle übernehmen kann. Perspektivisch soll das Training in ein longitudinales „Lehrkonzept Palliativmedizin“ integriert werden.