Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - EV_027
DOI: 10.1055/s-0028-1088425

Palliative Behandlung bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz

M Pfisterer 1
  • 1Ev. Krankenhaus Elisabethenstift, Klinik für Geriatrie und Schwerpunkt für Palliativmedizin, Darmstadt

Erkrankungen des Kreislaufsystems waren im Jahre 2006 mit 43,7% die mit Abstand häufigste Todesursache in Deutschland. die Todesursache. In der Gruppe der an Kreislauferkrankungen Verstorbenen waren 91% älter als 65 Jahre (Statistisches Bundesamt 2007). Eine Besonderheit der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz ist der schwer vorhersehbare Krankheitsverlauf, der mittels evidenzbasierter Therapie jedoch erheblich beeinflusst werden kann und doch mit einer hohen Inzidenz an plötzlichem Herztod einhergeht. Bei manifester Herzinsuffizienz gilt es bei Herzerkrankten deshalb komplexe Aspekte wie Beeinflussung des Erkrankungsprozesses, Symptommanagement (physisch und nicht-physisch), unsichere Prognose und das hohe Risiko eines plötzlichen Herztodes zu beachten. Patienten mit Todesursache Herzerkrankung versterben meist im Krankenhaus. Häufig persistieren belastende Symptome mehr als 6 Monate. In einer englischen Studie hatte mindestens jeder siebte, der an einer Herzerkrankung verstorben war, an ebenso schweren Symptomen gelitten wie onkologische Patienten, die durch spezialisierte Palliativmediziner oder in Hospizen betreut waren (Addington-Hall, McCarthy 1995, McCarthy et al. 1996). Prognose: Die Framingham Studie hat gezeigt, dass die 5-Jahres-Mortalität einer neu diagnostizierten Herzinsuffizienz bei 50% liegt (McKee et al. 1971). Allerdings ist eine zuverlässige Vorhersage der 6–12 Monats-Überlebenszeit für den einzelnen herzinsuffizienten Patienten beinahe unmöglich. Symptome: Als typische Symptomtrias einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz gilt die Kombination aus Dyspnoe, Fatigue und Ödemen. Bei weit fortgeschrittener Herzinsuffizienz treten meist Orthopnoe und paroxysmale nächtliche Dyspnoeanfälle auf. Symptomkonstellationen: Dyspnoe (61%), Schmerz (43–78%), Depression (59%), Insomnie (45%), Anorexie (43%), Angst (30%), Obstipation (37%), Nausea/Erbrechen (32%), Fatigue, Mobilitätsprobleme Inkontinenz und Ödeme.

Grundsätze zur Symptomkontrolle:

Symptomkontrolle sollte in Kombination mit einer aktiven kardialen Medikation (z.B. ACE-Hemmer) so lange fortgeführt werden wie kardiale Medikation noch angemessen erscheint.

In der Behandlung von Symptomen einer fortgeschrittenen Herzschwäche sollten verschiedene Dimensionen beachtet werden: physische, psychische, spirituelle, soziale.

Eine zentrale Frage ist die nach Ängsten und Sorgen des Patienten. Hier sollte auch die subjektive Bedeutung von Symptomen für den Patient herausgearbeitet werden.

Die optimale Symptomkontrolle ist häufig abhängig von der Compliance des Patienten (z.B. Diuretikaeinnahme).

Zu den typischen potentiell reversiblen Problemen im Falle einer Verschlechterung der Symptome zählen: Non-Compliance, Pneumonie, Anämie, Thyreotoxikose, frischer Myokardinfarkt, Arhythmie.