Fragestellung: Obwohl die Plasmapherese (PE) als Eskalationstherapie des akuten steroidresistenten Multiple Sklerose (MS)-Schubes etabliert ist, liegen bislang nur wenige Daten über Prädiktoren der Ansprechens sowie Langzeitdaten und wirksame Folgetherapien vor.
Methoden: Verlaufsdaten von 22 MS-Patienten mit steroidrefraktären Schüben (schubförmige MS, chronisch progrediente MS mit Schüben), darunter Langzeitdaten (min. 1/2 Jahr) von 17 MS-Patienten, wurden analysiert (mittleres Alter 36 Jahre, (24–60), 18 weiblich, 4männlich, Krankheitsdauer bis 21 Jahre). Neben Expanded Disability Status Scale (EDSS), MS Functional Composite (MSFC) und evozierten Potentialen wurden bei einem Teil der Patienten auch kernspintomographische Verlaufsparameter herangezogen.
Ergebnisse: Die Gesamtansprechrate (definiert als klinisch relevante Verbesserung des Zielsymptoms) betrug 91%, bei 41% kam es nach der dritten PE zu einer Symptomverbesserung. Bei 76% der Patienten zeigte sich eine anhaltende Befundbesserung des initialen Zielsymptoms in der Verlaufsuntersuchung nach 6 bis 12 Monaten. Bei vier Patienten ließ sich in der Folge ein- oder zweimal kein Ansprechen auf Steroide, aber ein erneutes sehr gutes Ansprechen auf PE dokumentieren. Bei einer Patientin trat bereits wenige Wochen nach erfolgreicher PE-Behandlung wieder ein steroidresistenter MS-Schub auf, der ebenfalls sehr gut auf PE ansprach. Bei einer weiteren Patientin mit deutlichen vegetativen Nebenwirkungen (NW) bei früheren PE sprach ein steroidrefraktärer MS-Schub bei guter Verträglichkeit sehr gut und ohne NW auf eine Immunadsorption an. Bezüglich der Anschlusstherapie (Interferon-beta (n=7), Glatiramerazetat (n=1), Natalizumab (n=6), Mitoxantron (n=4), Rituximab (n=3), Mycophenolatmofetil (n=1), Azathioprin (n=1), teilweise kombiniert) gab es bisher keine schwerwiegenden Nebenwirkungen nach vorangehender PE.
Schlussfolgerungen: Diese derzeit fortgeführte Langzeitbeobachtung bestätigt einen anhaltenden Therapieerfolg der PE bei steroidrefraktären MS-Schüben. Nicht-Ansprechen auf Steroide beziehungsweise (bzw.) Effektivität der PE scheint für den individuellen Patienten prädiktiv auch für das weitere Ansprechen auf Steroide bzw. PE zu sein. Die Immunadsorption könnte bei ausgewählten Patienten eine therapeutische Alternative darstellen, ist aber noch nicht ausreichend validiert.