Aktuelle Neurologie 2008; 35 - V137
DOI: 10.1055/s-0028-1086540

Vertebro-basiläre Infarkte bei der Arteriitis cranialis – zwei Fallbeispiele

H Cangür 1, G Seidel 1
  • 1Lübeck

Hintergrund: Die Arteriitis cranialis ist eine systemische Vaskulitis, die sich ab dem fünfzigsten Lebensjahr v.a. durch Kopfschmerzen bemerkbar macht. Ophthalmologische Komplikationen sind gefürchtet und bei adäquater Therapie selten, zerebrale Ischämien eine Rarität.

Methoden: Wir berichten kasuistisch über zwei Patienten mit akuten Hirninfarkten im vertebrobasilären Stromgebiet und bioptisch gesicherter Arteriitis temporalis die innerhalb eines Jahres auf unserer Stroke Unit behandelt wurden.

Ergebnisse: Eine 71-jährige Patientin erlitt bilaterale Posterior- und Kleinhirninfarkte (NIHSS 15), ein 72-jähriger Patient erlitt Hirnstamminfarkte (bilateral der unteren Vierhügel sowie im re. Hirnschenkel, NIHSS 6). Eine Arteriitis temporalis konnte bei beiden Patienten bioptisch gesichert werden, die Blutsenkungsgeschwindigkeit war erhöht: 80mm n.W. in der ersten Stunde (männlicher Patient) und 100mm n.W. (weiblicher Patient). Die Farbduplexsonographie (Sonos 5500, Philips) der Arteriae temporales superficiales zeigte jeweils konzentrische hypoechogene Wandverdickungen, das sog. Halo-Zeichen. Die Bildgebung der Hirnarterien zeigte bei beiden Patienten eine verschlossene rechte Arteria vertebralis sowie eine Stenose der linken Arteria vertebralis im V4-Segment. In beiden Fällen wurde eine Kortikosteroidbehandlung eingeleitet, Induktion mit hoher Dosis (1mg/kg/KG). Die 71-jährige Patientin verstarb zwei Tage nach Infarkteintritt an den Folgen der raumfordernden Kleinhirninfarkte. Der 72-jährige Patient erlitt im weiteren einen progressiven Hirnstamminfarkt mit einem Anstieg des NIHSS auf 16.

Diskussion: Die klinischen Verläufe von beiden Patienten legen eine schlechte Prognose nach Manifestation erster Hirninfarkte nahe, so dass der frühen Diagnose mit entsprechend frühem spezifischen Therapiebeginn eine immense Bedeutung zukommt. Die Farbduplexsonographie und Blutsenkungsgeschwindigkeit sind einfache Methoden, eine Arteriitis cranialis auch bei atypischen klinischen Manifestationen zu diagnostizieren.