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DOI: 10.1055/s-0028-1086441
Rezidivprophylaktische Behandlung der Schizophrenie – Neue Belege für den „Drehtür-Effekt“
Einleitung und Fragestellung: Die Zahl der Krankenhausfälle wegen Schizophrenie nimmt seit Jahren zu, bei zugleich sinkender Krankenhausweildauer [1]. Angesichts einer Verkürzung der Intervalle zwischen den Krankenhausaufenthalten hat sich das Bild vom „Drehtür-Effekt“ eingeprägt. Obwohl bekannt ist, dass 70% der stationären Aufnahmen wegen Schizophrenie Wiederaufnahmen darstellen und abermals 70% der Rezidive einer Schizophrenie zur Rehospitalisierung führen [2–3], fehlten bisher Studien zu der Frage, welche patientenbezogenen Prädiktoren den behandelnden Arzt an ein erhöhtes Rehospitalisierungsrisiko denken lassen sollten. Material und Methoden: Auf Basis von Routinedaten einer gesetzlichen Krankenkasse wurde die Abfolge von stationären Maßnahmen von Patienten mit einem Index-Krankenhausfall wegen Schizophrenie (ICD-10: F20, F25) untersucht. Als Index-Fall galt der erste stationäre Fall im Untersuchungszeitraum 2000 bis 2003 mit einer Beobachtungszeit von mindestens 360 Tagen. Mit einer Cox-Regressionsanalyse wurden mögliche Einflussfaktoren für eine erneute Hospitalisierung ermittelt. Ergebnisse: 54,1% (n=1.095) der 2.023 Versicherten mit Index-Fall hatten mindestens einen weiteren stationären Fall. Die mediane Dauer bis zum zweiten Fall betrug 635 Tage, bis zum dritten 400 Tage, bis zum vierten 287 Tage und bis zum fünften 160 Tage. Für Patienten, deren Index-Fall über 30 Tage dauerte, erhöhte sich das Risiko für eine wiederholte stationäre Aufnahme ebenso wie für Versicherte mit einem zusätzlichen Klinikaufenthalt wegen Substanzmissbrauch (RR 1,87 95% KI 1,39–2,51; p<0,001). Das Risiko für eine Rehospitalisierung war niedriger für Versicherte mit schizoaffektiven Psychosen (ICD-10: F25) (RR 0,58 0,46–0,74; p<0,001) im Vergleich zu Versicherten mit Schizophrenie im engeren Sinn (ICD-10: F20) sowie für Schizophreniepatienten über 60 Jahre (RR 0,50 95% KI 0,33–0,75; p<0,001). Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Untersuchung zeigt, dass ein vorangegangener Krankenhausaufenthalt wegen Schizophrenie sowie jüngeres Lebensalter der Patienten das Risiko für einen erneuten stationären Fall erhöhen. Weitere mögliche Prädiktoren sind eine längere Dauer der vorherigen Hospitalisierung und stationäre Interventionen wegen Substanzmissbrauchs. Je mehr Krankenhauseinweisungen zu beobachten waren, desto kürzer waren die Intervalle zwischen den stationären Maßnahmen.
Literatur:
[1] Fritze J, Saß H, Schmauß M. Befragung der Fachgesellschaften durch den Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen zur Frage von Über-, Unter- und Fehlversorgung. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). 2001; http://media.dgppn.de/mediadb/media/dgppn/pdf/stellungnahmen/2001/stn-dgppn-01–03-svrkag02.pdf
[2] Hofmann W, Gougleris G, Panzer M, Tigiser E, Warken R, Zimmer FP. Multiple admissions to the psychiatric hospital – A study about the so-called 'revolving-door' patients. Psychiatrische Praxis 1992; 19: 217–224
[3] Kissling W. The current unsatisfactory state of relapse prevention in schizophrenic psychoses – Suggestions for improvement. Clin Neuropharmacol 1991; 14 (Suppl 2): S33-S44