Gesundheitswesen 2008; 70 - A208
DOI: 10.1055/s-0028-1086433

Untersuchung der Lebensqualität chronischer Wundpatienten im Rahmen Integrierter Versorgung – Eine Verlaufsanalyse

R Becker 1, H Janßen 1
  • 1Institut für Gesundheits- und Pflegeökonomie, Hochschule Bremen

Einleitung: Integrierte Versorgung wird vielfach als geeigneter Lösungsansatz betrachtet den Herausforderungen der heutigen Zeit (Überalterung, Zunahme chronischer Erkrankungen und Ressourcenknappheit) begegnen zu können. Dahinter steht die Annahme, dass die sektorale Trennung von Gesundheitsleistungen der Erschließung von Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitspotenzialen entgegensteht [6]. Ziel der durchgeführten Studie war es, die Qualität Integrierter chronischer Wundversorgung anhand von Patientendaten des Wundzentrums Bremen im Zeitverlauf zu überprüfen. Methoden: Die Population der vorliegenden Longitudinalstudie bilden Patienten, die im Wundzentrum Bremen seit April 2007 behandelt wurden. Zur Datengewinnung wurde ein Wundfragebogen entwickelt, welcher den Patienten zu vier Befragungszeitpunkten (am Anfang der Behandlung (T0), nach 4 Wochen (T1), nach 12 Wochen (T2) und nach 24 Wochen (T3)) vorgelegt wurde. Als zentrale Messinstrumente wurden der Würzburger Wundscore (WWS) – welcher sich in einen Teil zur Selbsteinschätzung der Lebensqualität bei chronischen Wunden sowie in einen medizinischen Teil zur Einschätzung des Wundzustands unterteilt – und das Nottingham Health Profile (NHP) zur Selbsteinschätzung der allgemeinen Lebensqualität verwendet. Zur Auswertung medizinisch relevanter Parameter und der Kostensituation bzw. des Aufwands der Versorgung wurden zusätzlich die Wunddokumentationen herangezogen. Ergebnisse: Die Auswertungen ergaben eine signifikante Einschränkung der Lebensqualität von Patienten mit chronischen Wunden im Vergleich zu „Gesunden“ [4, 7]. Die höchsten Einschränkungen ergaben sich für die Bereiche Schmerzen und Mobilität [1–3, 5, 7]. Im zeitlichen Verlauf zeigte sich insgesamt eine eindeutige Verbesserung der Lebensqualität, vor allem der wundbezogenen Lebensqualität, sowohl bei Patienten mit abgeheilter, als auch bei Patienten ohne abgeheilte Wunde. Von T1 zu T2 zeigte sich jedoch auch eine leichte Stagnation hinsichtlich der Verbesserung. Diskussion: Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass langfristig durch die Vernetzung der Leistungserbringer eine Verbesserung der Versorgungsqualität und, damit verbunden, eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten erzielt werden kann.

Literatur:

[1] Debus ES, Winkler M, Larena-Avellaneda A, et al. Medizinische und ökonomische Aspekte der Zentrumsbildung in der Wundbehandlung. Gefäßchirurgie Volume 8. Number 4, 2003: 259–268

[2] Franks PJ, Bosanquet N, Brown D, Straub J, Harper DR, Ruckley CV. Perceived health in a randomised trial of treatment for chronic venous ulceration. European journal of vascular and endovascular surgery 1999; 17: 155–159

[3] Franks PJ, Moffatt CJ. Do Clinical and Social Factors Predict Quality of Life in Leg Ulceration? The International Journal of Lower Extremity Wounds 2006; 5(4): 236–243

[4] Furtado K, Pina E, et al. Leg ulceration in Portugal: quality of life. International Wound Journal 2006; 5 (1): 34–39

[5] Lindholm C, Bjellerup M, Christensen OB, et al. Quality of life in chronic leg ulcer patients. An assessment according to the Nottingham Health Profile. Acta dermato-venereologica 1993; 73: 440–443

[6] Müller RD. Bindungsangst? Integrierte Versorgung praktisch. Modelle in Berlin. Vortrag auf der Fachtagung der AOK Berlin am 30. April 2005; http://impulse-gesundheit.de [Stand: 02.04.08]

[7] Spech E. Lebensqualität bei Patienten mit chronisch venösen und arteriellen Ulcera cruris. Dissertation. Würzburg, 2003