Gesundheitswesen 2008; 70 - A190
DOI: 10.1055/s-0028-1086415

Veränderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie des Gewaltverhaltens durch täglichen Schulsport in der Grundschule – das Projekt „fit für pisa“

S Liersch 1, V Henze 2, S Bisson 1, C Krauth 3, M Röbl 4, C Krause 5, U Walter 1
  • 1Stiftungslehrstuhl Prävention und Rehabilitation in der System- und Versorgungsforschung, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule, Hannover
  • 2Allgemeiner Sport-Club Göttingen von 1846 (ASC 46) e.V., Göttingen
  • 3Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
  • 4Abteilung Pädiatrie II, Universitätskinderklinikum Georg-August-Universität Göttingen
  • 5Pädagogisches Seminar, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Georg-August-Universität Göttingen

Einleitung/Hintergrund: Die Förderung der körperlichen Aktivität ist besonders im ersten Lebensjahrzehnt bedeutsam. Täglicher Sportunterricht in der Grundschule stellt aufgrund vollständiger Erreichbarkeit der Kinder einen wichtigen Ansatz zur Prävention von Bewegungsmangel und Übergewicht dar. Die Interventionsmaßnahme „fit für pisa“ ergänzt während der gesamten Grundschulzeit die obligatorischen zwei Schulstunden Sport/Woche durch drei weitere Sportstunden an fünf Grundschulen in Göttingen. Regelmäßige körperliche Aktivität ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Gesundheit. Material/Methoden: Die Datenauswertung erfolgt nach einem Längsschnitt-(Kohorte) und einem Querschnittansatz. Neben der Schuleingangsuntersuchung wurden die Schüler jährlich auf ihren medizinischen Gesundheitszustand, ihre motorische Entwicklung und emotionale Befindlichkeit untersucht. Mittels eines Kinderfragebogens wurden das Gewaltverhalten sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität erfasst. Am Ende der 4. Klasse haben 292 Schüler anhand des KIDSCREEN-27-Fragebogens [1–2] Angaben zu den fünf HRQoL Dimensionen Körperliches Wohlbefinden, Psychisches Wohlbefinden, Beziehungen zu Eltern und Autonomie, Soziale Unterstützung und Gleichaltrige, Schulisches Umfeld gemacht. Das Gewaltverhalten wurde mittels eines vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen entwickelten und bundesweit eingesetzten Instrumentes erhoben. Eine Analyse nach soziodemographischen Merkmalen wird zeigen, inwieweit sich täglicher Schulsport auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Subgruppen auswirkt. Ergebnisse: Die Auswertung der Befragung von 129 Interventionsschülern und 163 Kontrollschülern am Ende der 4. Klasse erfolgt derzeit. In den Zwischenauswertungen der emotionalen Befindlichkeit schätzt sich subjektiv die Interventionsgruppe am Ende der 2. und 3. Klasse signifikant häufiger als „sportlich“ ein (p<0,05). Die ersten Zwischenauswertungen lassen die Vermutung zu, dass täglicher Schulsport die Stärkung und Erhaltung des Selbstwertgefühls unterstützt und sich auf ein positives Selbstbild auswirkt. Detaillierte Ergebnisse werden im September präsentiert. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die anfangs bestehenden Vorbehalte seitens der Eltern und Lehrer wurden durch die positiven Auswirkungen täglichen Schulsports auf die Ausgeglichenheit sowie das Sozialverhalten der Kinder beseitigt. Auch die Kinder nehmen, wie erste Trends zeigen, eine Verbesserung der subjektiven Gesundheit durch die Förderung der körperlichen Aktivität wahr. Befragungen in der 5. und 6. Klasse werden Hinweise auf die Nachhaltigkeit geben.

Literatur:

[1] Ravens-Sieberer U, Gosch A, Rajmil L, Erhart M, et al. KIDSCREEN-52 quality-of-life measure for children and adolescents. Expert Review of Pharmacoeconomics & Outcome Research 2005; 5 (3): 353–364

[2] The KIDSCREEN Group Europe. The KIDSCREEN Questionnaires – Quality of life questionnaires for children and adolescents. Handbook. Lengerich: Pabst Science Publishers, 2006