Gesundheitswesen 2008; 70 - A183
DOI: 10.1055/s-0028-1086408

Patienten-Kompetenz als Teil der Versorgungsstrategie einer gesetzlichen Krankenkasse – das Beispiel der Techniker Krankenkasse (TK)

T Nebling 1
  • 1Techniker Krankenkasse, Hamburg

Hintergrund: Eine überwältigende Mehrheit der deutschen Bevölkerung wünscht sich eine aktive Partizipation an medizinischen Entscheidungsprozessen [1–3]. Die Präferenzen für eine gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient sind auch für Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK) belegt [4]. Unter dem Motto „Vom Patient zum Partner“ hat sich die TK zum Ziel gesetzt, die Umsetzung der Themen Patienten-Kompetenz und Shared Decision Making (SDM) in der Versorgungspraxis zu befördern. Methoden: Es werden drei Maßnahmen-Kategorien der TK vorgestellt: (1) schriftliche und mündliche (Call-Center) Patienten-Informationen, (2) interaktives Case-Management durch Reha-Berater und persönliche Gesundheitscoaches sowie (3) web-basierter, interaktiver „TK-Patientendialog“ für die Indikationen akuter Rückenschmerz und Depression. Die Darstellung dieser Aktivitäten wird ergänzt um Ergebnisse von Versichertenbefragungen zur Anzahl der Nutzer und deren Zufriedenheit. Ergebnisse: Es zeigt sich, dass und wie eine einzelne Krankenkasse wie die TK in der Lage ist, Angebote zur Förderung von Patienten-Kompetenzen zu entwickeln und zu implementieren. Die Befragung der TK-Versicherten macht deutlich, dass durch ein Angebot einer medizinischen Hotline keineswegs notwendige Arztbesuche unterbleiben. Der TK-Gesundheitscoach befindet sich derzeit noch in der Erprobungsphase; die Resonanz bei der Rekrutierung der Versicherten entspricht den Erwartungen. Die bisherigen Nutzerzahlen des TK-Patientendialoges stimmen optimistisch, dass nicht nur Patienten im Allgemeinen, sondern auch Depressions-Patienten sowohl in der Lage als auch willens sind, sich mithilfe eines Online-Tools mit ihrer Krankheit zu beschäftigen. Schlussfolgerungen: In einer Zeit, in der sich Versicherte und Patienten eine immer aktivere Rolle im Gesundheitswesen wünschen, haben Angebote zur Unterstützung der Patienten-Partizipation das Potenzial eines wirkungsvollen Wettbewerbsvorteils bei gleichzeitiger Optimierung der Versorgung aus Sicht des individuellen Patienten. Die Förderung von Patienten-Kompetenzen hat das Potenzial, sich zu einem Mega-Trend im Versorgungsmanagement zu entwickeln.

Literatur:

[1] Isfort J, et al. „Shared Decision Making“– partizipative Entscheidungsfindung auf dem Weg in die Praxis. In: Böcken J, et al (Hrsg). Gesundheitsmonitor 2004. Gütersloh, 2004: 88–100

[2] Coulter A, Magee H. The European Patient of the Future. Maidenhead, 2003: 220

[3] Stroth S, et al. Ratlose Patienten? Gesundheitliche Information und beratung aus Sicht der Bevölkerung. Bremen, 2007: 77

[4] Techniker Krankenkasse/Forsa. TK-Trendmonitor 2008– Wünsche und Bedürfnisse der TK-Mitglieder zu Gesundheits- und Krankenversicherungsthemen. 2008 -unveröffentlichtes Dokument