Gesundheitswesen 2008; 70 - A169
DOI: 10.1055/s-0028-1086394

Welche Qualität haben Informationen für Schwangere? Eine Bewertung aus Sicht der Zielgruppe

E Swart 1, H Kosmehl 2
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
  • 2Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg

Besonders die erste Schwangerschaft stellt für die werdenden Mütter eine Phase starker Emotionen dar. Freude auf das Baby, aber auch Ängste bzgl. der bevorstehenden Geburt oder möglichen Risiken für Mutter und Kind führen zu einem hohen Informationsbedarf. In dieser Studie wurde untersucht, woher Schwangere ihre Informationen rund um Schwangerschaft und Geburt erhalten, wie ihr Informationsstand ist und ob die erhaltenen Informationen das Verhalten in der Schwangerschaft beeinflusst haben. Im Frühjahr 2007 wurden in drei Magdeburger Geburtskliniken 182 Frauen kurz nach der Geburt mittels eines prägetesteten Fragebogens zu den während der Schwangerschaft erhaltenen Informationen befragt (Rücklaufquote 72%). Die Fragen betrafen die Aspekte Ernährung, Bewegung, Zahngesundheit, Rauchen, Stillen und den richtigen Umgang mit dem Neugeborenen. Fast alle Frauen kümmerten sich selbst um Informationen. Allerdings hätte die Hälfte der Schwangern diese Informationen nicht ohne eigene Aktivitäten erhalten. Defizite in der Information aus Sicht der Schwangeren werden bei der Ernährung und vor allem beim Stillen erkennbar. Die meisten Frauen (70%) wünschten sich nicht mehr Informationen zum Thema Stillen. Auch über eine ärztliche Beratung zum Stillen wurde selten berichtet. Ebenso hätten sich viele Frauen (fast jede zweite Erstgebärende) mehr Information über den angemessenen Umgang mit dem Kind gewünscht. Zwar fühlten sich 85% der Befragten auf medizinischer Ebene gut von ihrem Frauenarzt betreut, doch bei fast jeder dritten Schwangeren wurde seitens der Ärzte nicht oder zu knapp auf das individuelle Schwangerschaftserleben eingegangen. Die Untersuchung belegt deutliche Defizite in der Information werdender Mütter über wichtige Aspekte der Schwangerschaft und der ersten Monate mit dem Kind. Die Frauenärzte sind offenkundig nicht die primären Ansprechpartner bzgl. der subjektiven Befindlichkeiten der Schwangeren. Es wird erkennbar, dass das Stillen in Deutschland nicht flächendeckend unterstützt wird. Eine stärkere Ausrichtung der Gynäkologen auf Aspekte der Gesundheitsförderung und Prävention und eine Stärkung der vorgeburtlichen Hebammenbetreuung könnten diese Defizite verringern.